So hier mal Sebastian sei Post, dort ging es damals darum das die Hechte an die Fischmehlproduktion gehen, was ja völliger Blödsinn war.Denke das verdeutlicht die Sache hier ein wenig.
Da Sebastian es öffentlich geschrieben hat, gehe ich davon aus das es ok ist das ich das hier herein kopiere.
Teil 1:
Also so sehr ich den Ansatz der Petition auch verstehe, ich halte es für unwahrscheinlich (werde morgen aber mal nachhaken), dass Hechte für die Fischmehlproduktion verwendet werden. Der zitierte Passus aus der Küstenfischereiverordnung bezieht sich bewußt auf Massenfischarten, bei denen sehr große Fänge auf einmal gemacht werden, in der Regel mit großen Schleppnetzen, die im Freiwasser bzw. in Bodennähe der (durchaus küstennahen) Ostsee eingesetzt werden. Denn auch wenn 10 Kisten voll Hecht auf Angler viel wirken mögen, es ist im Vergleich zu den Fangmengen von beispielsweise Heringen absolut lächerlich. Bei*Fischmehl*wird in Dimensionen von etlichen Tonnen gerechnet, sonst lohnt es einfach nicht. Die gefangenen Hechte werden daher wahrscheinlich durchaus für die menschliche Ernährung verwendet. Man fängt sie im Frühjahr, weil man dann die einzige Chance auf halbwegs gute Fänge hat. Der Fisch wird dann gefrostet und im Sommer unters Volk gebracht. Aber wie gesagt, ich hake morgen mal nach und versuche außerdem morgen mal nachzuschauen, welche Mengen an Hecht dort überhaupt gefangen werden.
Sinnvoll zum Schutz der Hechtbestände (bzw. ehrlicherweise: zum Optimieren der Bestände für uns Angler) wäre daher nicht eine Änderung bzw. Ergänzung dieser Passage in der Verordnung, sondern eine völlige Neuordnung der Besitzverhältnisse der Küstengewässer. Ich meine damit, dass man Teile (gerade die Boddengewässer) verpachtet und den oder die Fischer damit an den Einnahmen der Angelkarten teilhaben lässt. Was glaubt ihr, wie schnell sich dann die Bewirtschaftung ändern würde!?
Klar würden die Kartenpreise steigen, aber dafür würde das jetzt schon sehr gute Revier zum weltweiten Mekka der Hechtangler werden.*
Teil 2:*
Wie versprochen, habe ich mich (zumindest zu einigen Fragen) kundig machen können, auch wenn ich leider krankheitsbedingt noch einige Fragen nicht stellen konnte.
Wichtigste Quelle meiner Ausführungen ist dabei das LALLF (Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei) MV. Der Link zu Statistik-Seite:
http://www.lallf.de/Statistik.122.0.html
Von welchem Gebiet sprechen wir: Innere Küstengewässer (also Haffe und Bodden) machen 170.000 ha aus.
Ich war zuerst mal erstaunt, denn mit einer derart geringen Fangmenge von Hechten (90 Tonnen in 2011 für die gesamten Küstengewässer, wobei dort auch die Fänge in der offenen Ostsee (etwa 10 Tonnen) beinhaltet sind) hatte ich nicht gerechnet. Jetzt mal zu den sich daraus ergebenden Erträgen je Hektar (für die Bewertung von Gewässern recht interessant): Machen wir eine Worst-Case Rechnung und schlagen die vollen 90 Tonnen auf die Inneren Küstengewässer: macht 90 Tonnen auf 170.000 ha, je ha also etwa 0,53 kg Hecht bzw. bei der Variante ohne die 10 Tonnen Fang der offenen Ostsee macht es 80 Tonnen auf 170.000 ha, also etwa 0,47 kg je Hektar.
nur mal zum Vergleich, in den üblichen (und für einige schon großen) 20 ha Vereinsgewässern würde das einer Jahresfangmenge von Hecht von ungefähr 10 kg entsprechen. Aus meiner Sicht und unter Berücksichtigung der Futterbedingungen der Küstengewässer eine lächerliche Menge.
Und ich lag sogar deutlich zu hoch, mit der Jahresfangmenge für den Greidwalder Bodden. Es waren nicht 50 Tonnen, sondern gerade mal 22 Tonnen. Bezogen auf 50000 ha Wasserfläche ist das ebenfalls eine mickrige Menge von 0,44 kg je Hektar.
Sieht man sich jetzt im Vergleich dazu die Fänge von Dorsch (2800 Tonnen), Hering (6300 Tonnen) und Flunder (1200 Tonnen) an, so wird deutlich warum bei diesen Massenfischarten der Passus zum auschließlichen Fang zur menschlichen Ernährung in der Verordnung steht. Ich hake da nochmal nach, aber ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass wesentliche Teile des Hechtfanges im*Fischmehl*landen. Dazu kann ich auch was zu den Preisen sagen. man bekommt etwa 10 Cent je Kg für Fische, die zu*Fischmehl*verarbeitet werden, bei Kleinmengen (wenige hundert Kilo) zahlt man sogar drauf! Wer da Hechte für die paar Cent fängt, dem ist sicher nicht zu helfen...
Daher ist die Petition, entschuldigt meine Wortwahl, naiv und albern.
Und noch ein paar offene Worte: wenn wir Angler uns über die Entnahme der Berufsfischer beschweren, dann sollte man auch wenigstens ehrlich sein. Naturschutz oder Artenschutz spielen bei den allermeisten heimischen Süßwasserfischen (die fischereilich genutzt werden) überhaupt keine Rolle. Es geht um unseren Egoismus. Ist auch völlig ok, aber diesen sollte man dann auch offen aussprechen: Ich möchte möglichst erfolgreich angeln und daher möglichst viele Fische im See haben.