Heute morgen 4 Uhr. Ich bin unerwünschterweise der Uhrzeit entsprechend gelaunt hellwach und beschließe, an den Teich zu fahren,
Gestern habe ich in dem aktuell an den Uferkanten über viele Meter an "meinem" hoffnungslos zugewachsenen Kiesteich einige kleine Krautlöcher entdeckt, in denen müsste doch zumindest mit Spinnerbait was machbar sein. Kaffee getrunken, derweil Spinnerbaits neu aufgetakelt, heute läuft es...
In der Dämmerung an der Kiesgrube angekommen merke ich : Heute läuft es überhaupt nicht.
Ich bin nicht bei der Sache, die Würfe sitzen nicht präzise, komme nicht "in den flow", hole pfundweise Kraut ans Ufer, ein Leatherman-Chinanachbau macht beim Durchtrennen eines dünnen Drahtes die Grätsche, einige der vorbereiteten Spinnerbaits laufen scheixxe, sind zudem viel zu auffällig und wirken in dem klaren Wasser wie ein beleuchtetes Rummelkarussel in der Nacht.
Letztlich befinde ich einen silver baitfish von Keitech als Trailer für geeignet.
Es fängt entgegen aller Vorhersagen (Sweatshirt) kräftig an zu regnen.
Mehr aus Trotz denn aus Bock fische ich - die wenigen, kleinen Krautlöcher suchend und anwerfend- weiter.
Am x-ten Krautloch erfolgt mitten im Kraut ein guter Biss. Im klaren Flachwasser zeigt sich ein Hecht um nen Meter, der mich sehend "wach wird" und dann erstmal richtig aufdreht. Nach kurzer Zeit kann ich ihn im Flachwasser via Hand halten, nach Finden des Spinnerbaits (der Fisch hängt weit vorne am Trailerhaken) in einem Krautbündel abhaken, kurz an die Rute halten (Länge) und ihn im Flachwasser halten. Er pumpt und beginnt mit Schwimmbewegungen. Ich lasse ihn los. Sekunden später taucht er auf, pumpend aber mit uneffektiven Schwimmbewegungen und - mit dem Bauch nach oben.
Meine Stimmung ist auf einem Tiefpunkt, ich könnte kotzen.
Der Fisch ist an der hier moderat abfallenden Uferkante für den Kescher nicht mehr erreichbar, über ca. 1,70 m Wassertiefe.
Es hilft nichts, ich muss ins Wasser. Bis unter die Achseln im Wasser stehend (Jeans, Turnschuhe, Sweatshirt) kann ich ihn greifen und umdrehen. Der Hecht wird sehr rasch vitaler, "wird wach", pumpt effektiver und ungestresst und beginnt mit kräftigen, effektiven Schwimmbewegungen. Ich halte ihn trotzdem weiter fest, dieses Mal will ich sicher gehen. Irgendwann ist er offensichtlich ungehalten , hat richtig power und verschwindet für mich gerade noch sichtbar in ca 2 m Wassertiefe. Da ruht er sich einen Moment relaxt weiter aus, um dann entspannt weiter in die Tiefe abzutauchen. Der Fisch gehört zu den sehr seltenen Exemplaren der Gattung Hecht von 99 cm.
Ich beobachte die Wasseroberfläche ohne zu fischen noch zwei Zigarettenlängen und denke "Sag ich doch, heute läufts".
Das verrate ich nicht!Petri @SlidyJerk
Fährst an die Elbe?