Vorab erstmal, alle meine Erfahrungen mit der Spinnfischerei an Stränden basieren auf Erfahrungen aus Griechenland, ich weiß daher nicht ob das auf alle Regionen übertragbar ist.
Strände würde ich grundsätzlich unterteilen in reine Sandstrände mit feinem Sand und relativ flach abfallender Tiefenstruktur und auf Strände mit Mischgrund, also beispielsweise Strände mit überwiegendem Sandgrund, vereinzelten Steinen, kleineren Posidonia-Flächen und etwas steiler abfallendem Meeresgrund.
Die reinen Sandstrände sind für mich die absolut unterschätzten Bereiche, tagsüber sind sie in der Regel von Badegästen bevölkert und beim Schnorcheln sieht man kaum Fische, erst Recht nicht in nennenswerten Größen. Das ändert sich allerdings sobald abends Ruhe am Wasser einkehrt. Durch viele Badegäste wird sehr viel Kleinstnahrung, Würmer und Sediment aufgewirbelt und das zieht in den Abendstunden die entsprechenden Abnehmer an, Meeräsche, Marmorbrassen, gestreifte Meerbarbe etc. Dauerhaft dort unterwegs sind z.B. Schermesserfische, Petermännchen, Glasgrundeln und Bläuel, alles Fischarten die auf anderen Bodenstrukturen fehlen.
In kleinen Vertiefungen sammeln sich abgestorbene Pflanzenteile, aber auch Garnelen und Mikrokrebse die sich hiervon ernähren. Wer abends in der Dämmerung hier noch einmal schnorchelt wird feststellen, dass es teilweise richtig voll wird unter Wasser. Das ist auch der Grund warum sich in einigen Regionen dann die Brandungsangler einfinden. Was viele nicht wissen ist, dass auch einige Räuber temporär diese Strände bevorzugen. Nachts kommen Wolfsbarsch und Dorade teilweise bis in die vordersten Spülsaumbereiche um zu jagen, weiter draußen Bluefish und Palometa, diese beiden erscheinen aber meist erst in der Morgendämmerung. Bedingt durch die fehlende Struktur ziehen alle diese Fische sehr stark die Strände auf und ab, es lohnt nicht einzelne Abschnitte dauerhaft zu beharken, viel besser ist es, "one step, one cast" komplette Uferlinien abzusuchen. Ich bevorzuge da Topwaterköder, da damit auch flachste Bereiche abgesucht werden können und die Wurfweite recht gut ist. Schlanke, flachlaufende Minnows funktionieren aber auch. Meine liebste Angelzeit ist auch hier die Stunde vor Sonnenaufgang. Bei starkem Wellengang wird das Wasser trüber und es kann den ganzen Vormittag mit Fisch gerechnet werden, in der Regel bleiben dann auch die Badegäste weg.
Aufgrund der oft hohen Sichtigkeit des Wassers und den fehlenden Versteckmöglichkeiten für Räuber muss hier fein gefischt werden, PE1 und 0,30mm Fluo ist hier schon die Obergrenze für Wolfsbarsch, nur wenn es gezielt auf Bluefish oder Palometa geht sollte stärker geangelt werden. Zwar gibt es hier keine Hindernisse aber der Wasserdruck auf Entfernung bei viel Schnur im Wasser sollte auch nicht unterschätzt werden.
Die zweite Art von Stränden bringt in der Regel die gleichen Arten an Räubern, allerdings können hier auch Brandbrasse, Sargos, Dentex, Barracuda und kleine Amberjacks dazukommen.
Auch sind die Beutefische oft andere, z.B. Ährenfische, Brandbrassen und im Herbst Sardinen.
An diesen Stränden ist kräftig auflandiger Wind von Vorteil, dieser bringt die Schwarmformationen der Beutefische durcheinander und ermöglicht den Räubern effektiver zu jagen. Man wundert sich welche Arten und Größen teilweise in einem Meter Wassertiefe anzutreffen sind.
Das Gerät kann hier kräftiger ausfallen, bei mir immer PE1.5 und 0,40mm Fluo.
Hier funktioniert auch der Black Minnow oder kleine 15-20g Casting-jigs (für false scad) sehr gut
Auch hier fängt der frühe Vogel den Wurm.
Von Vorteil an allen Mittelmeerstränden ist es, nicht direkt an der Wasserlinie zu stehen, sondern 4-5m davon entfernt, oft folgen die Räuber den Ködern bis kurz vors Ufer um dann doch noch zuzupacken.
Wer viel auf Meerforelle fischt wird hier einiges wiedererkennen