Tim, möchtest du hinsichtlich deiner Angelei mal etwas mehr aus dem Nähkästchen plaudern?
Ich denke, dass viele zwar interessiert bei den Themen zum Salzwasserangeln mitlesen, aber die wenigsten dies selber (regelmäßig) betreiben.
Mich persönlich interessiert vor allem die Angelei vom Ufer. So dürfte es wohl den meisten von uns gehen, die den Familienurlaub am Meer auch ein wenig zum Angeln nutzen wollen. Genaue Tacklezusammenstellung, Köder, Zielfischarten, etc. Was dir so einfällt.
Musst du aber nicht während deines Urlaubs machen
Das habe ich bisher tatsächlich erfolgreich verdrängt. Da nun aber Ostern ansteht, nehme ich mir die Zeit.
Grundsätzlich muss man sich vorher überlegen was man für Zielfische und Zielmethoden hat, bedeutet also, es macht wenig freude an nem Tuna Spot mit 60m Wassertiefe mit der UL combo und 3 g Jigs loszulegen.
Spots unterteile ich hier also nach 4 Hauptkategorien:
Game Fishing (Tuna, AJ, Dentex und co. häufig sind hier auch pelagische Nomaden anzutreffen, da diese für Tuna das Bait sind):
- Wassertiefe: hier sollte tiefes Wasser in Wurfweite sein, mindestens aber ein Übergang zum Tiefen, sowas lässt sich gut mit Navionics herausfinden.
Es teilen auch nicht alle die Auffassung hierzu, allerdings sind meine Tuna Encounter alle an tiefen Spots gewesen, daher spreche ich für meine eigenen Beobachtungen
- Strömung: Strömung ist meiner Meinung nach sehr wichtig, da Nährstoffe, Kleinfisch usw. gesammelt oder vorbeigetragen wird. Google Maps hilft sich zu orientieren.
Wo wird Wasser bei Flut in eine Bucht gedrückt und dort gespeichert? Wo presst es bei ablaufendem Wasser wieder heraus?
Weiterhin hilfreich sind Windfinder, Windy und co. für Swell, Dünung usw.
- Untergrund: Meine besten Ergebnisse waren bei stark felsigem Untergrund, man kann durch Maps mit etwas Glück erahnen wie es unter Wasser aussieht, Sicherheit hat man allerdings nicht. Im Zweifelsfall hilft Schnorcheln oder man orientiert sich an seinen Hängern $_$
-Erreichbarkeit, je nach Möglichkeiten muss man sich seinen Spot auswählen, man kann einen Spot haben mit perfekten Bedingungen, aber stellt dann fest, dass man nicht ans Wasser kommt weil die Klippen zu hoch sind. Ein gewisses Maß an Toleranz kann man sich durch das Tackle erarbeiten (langes Gaff/Cliffgaff).
Weiterer Punkt zur Erreichbarkeit, je unzugänglicher der Spot, desto schwächer frequentiert ist er in der Regel. Gamefishing ist weiter verbreitet als man es auf den ersten Blick vermuten mag und gerade die Locals am Mittelmeer sind mittlerweile stark aufgerüstet und wissen genau was sie tun. Glücklicherweise sind sie oft auch etwas bequem und stehen nicht auf unbequeme Wege und sehr frühes Aufstehen. Das muss man für sich nutzen, wenn man seine Zeit effizient nutzen möchte.
Light Game (pelagische Räuber, kleinere Brassen usw,)
- Wassertiefe: Die Tiefe muss hier für mich nicht so extrem sein, aber super flach sollte es ebenfalls nicht sein. Häufig sind die Übergänge von flach zu tief sehr gut für jiggen im Mittelwasser.
Mit Shore-Slow lassen sich aber auch im flacheren Wasser gute Ergebnisse erzielen, wenn Fische anwesend sind!
- Strömung: Strömung spielt auch hier eine große Rolle, allerdings schaue ich eher auf Strömungskanten und Stellen wo sie gebrochen wird.
Beim Heavy Game kann ich auch mit 150g Jigs in harter Strömung fischen, beim Light Game muss man dem ausweichen und die ruhigeren Bereiche Fischen, oder eben schauen wo nur leichte Strömungsveränderungen stattfinden. Auch wenn die Unterschiede in der Strömung minimal sind, machen sie oft einen Unterschied beim Fischen!
- Erreichbarkeit: Fürs Light Game bin ich nicht bereit Stunden über Stock und Stein zu klettern, daher sind Hafenmolen und erreichbare Landzungen meine erste Wahl.
Shorespinning (Wolfsbarsch, Cuda)
- Wassertiefe: Ist nicht entscheidend! Fische kommen teilweise ins Flachwasser bis vor die Füße um Kleinfisch und Krebse zu jagen! Gerade Wolfsbarsche jagen zwischen Felsenaufschüttungen oder in Prielen.
- Strömung: Cuda fange ich vorwiegend in ruhigen Bereichen, also Strömungsschatten und Häfen, Woba mag Strömung hingegen, vorzugsweise mit schäumendem Wasser!
- Erreichbarkeit: Häfen sind häufig einfach zu erreichen, die typischen langen Molen müssen leider hart erlaufen werden, oder man hat Fahrrad dabei
Micro/UL-Game (Aji, Makrele, kleine Brassen etc.)
Diese Angelei betreibe ich bisher nur in Häfen, ich weiß aber, dass zwischen Felsen in flacheren Bereichen auch einiges zu holen sein kann!
Oft suchen die Räuber Unterstände und jagen das aus dem Hinterhalt. Das können also Felsen, Stege, Kaimauern oder Boote sein. Taktik ist für mich ähnlich wie beim regulären Barschangeln!