Eine kleinen Anekdote vom gestrigen Tag zum Thema.
Zu zweit stand ein Barsch-Trip an und als Gewässer wurde, nach einiger Überlegung und unter Einbeziehung von persönlichen Erfahrungen und Berichten, ein kleiner Hafen an einem holländischen Fluss auserkoren, von dem wir sicher wussten, dass dort immer wieder großen Barsche gefangen werden.
Tage im Vorraus wurde der Wasserstand gecheckt, das Wetter täglich im Auge behalten und per Navionics schon mal die interessanteste Strukturen ausgespäht.
Mit Beginn des ersten Tageslicht standen wir beide (jeder von uns mit über 30 Jahren Angelerfahrung) dann am besagten Hafen.
Die Bedingungen waren gut, kein anderer Angler weit und breit zu sehen, einfach perfekt!
Voller Elan begannen wir nun mit Twitchbaits von Megabass, Illex und Zeck die ausgesuchten Spots abzufächern und boten feinste Gummidelikatessen an BA-, Keitech- und Noike-Köder, von denen wir natürlich für alle möglichen Bedingungen die passenden Farben ausreichend dabei hatten, an. Dies geschah am C-Rig, Free-Rig, Ned-Rig, Dropshot, Rubberjigs, Chebus und Jigköpfen. Diese wurden mit den extra dafür ausgelegten Kombos, jede im Wert von 500€ und mehr, entsprechend den bekannten Wintertechniken langsam über den Grund gezupft oder geschliffen. Also alles das was bekannterweise das Dickbarschherz erfreuen sollte.
Bis zur Mittagspause konnte wir jedoch lediglich 2 vorsichtig Anfasser registrieren, die nicht am Haken hängen bleiben.
Nach der Stärkung ging es frohen Mutes weiter.
Die nächsten 2 Stunden verliefen wie beschrieben und auch wenn natürlich jeder weiß, das Barschangeln im Winter hart sein kann und Bisse rar sind, kamen wie immer langsam die Zweifel auf, ob wir nicht doch noch mal das Gewässer wechseln sollten.
Noch während wir, dabei natürlich ständig weiter angelnd, so vor uns hin grübelten, wo wir noch hin könnten, kam ein jugendlicher Angler, ca. 15 Jahre alt und stellte sich etwa 5m neben uns.
Er hatte lediglich ein kleine Tasche, einen einfachen Klappkescher und eine leichte Spinnrute dabei.
Ohne zu schauen was wir machten oder vorher ein Blick ins Wasser zu werfen, kam bei ihm ein gelber Twister mit etwa 3" am leichten Jigkopf in den Einhänger und er begann diesen ganz normal zu Faulenzen.
Dabei warf er genau den gleichen Platz an, an dem an diesem Tag gefühlt schon 100x unsere auserlesenesten Barschdelikatessen gelandet waren.
Tja und was soll ich sagen. Es dauerte keine 10 Minuten bis seine Rute krum war und kurz danach ein fetter 50+ Barsch in seinem Kescher lag.
Nicht falsch verstehen, wir freuten uns def. für den Jungen und teilten ihm dies auch mit.
Trotzdem konnten wir natürlich absolut nicht glauben was da gerade passiert war und unsere Selbstzweifel wuchsen ins Unermessliche.
Der Junge machte anschliessend noch 5 Würfe, packte dann seine Sachen und zog weiter.
Noch etwa 2 Stunden lang versuchten wir es weiter, den Beweis, was in dem Gewässer vor unseren Füssen möglich war hatten wir gerade live erleben dürfen, aber wir schafften es einfach nicht, auch nur einen weiteren Fischkontakt zu bekommen.
Wir hatten def. das richtige Gewässer ausgewählt, das Wetter passte und der Spot war gut. Unsere Gerät war extra nach Zielfisch, den eingesetzten Köder und Angeltechniken entsprechend ausgelegt.
Auch die von uns verwendeten Köder haben sich sowohl bei uns wie auch bei vielen anderen in der Vergangenheit als äusserst barschtauglich erwiesen.
Was Angelerfahrung angeht waren wir dem Jungen um Jahrzehnten vorraus.
Und nun? War das einfach nur Glück? Hatten wir einfach nur Pech?
Oder konntet der Junge einfach besser Angeln als wir?
Egal was die Antwort darauf ist, ich für mich habe jedenfalls beschlossen, dass ich vielleicht doch ab und zu mal wieder öfter einfach nur Angeln gehe, ohne mir vorher zuviele Gedanken zu machen.