Hallo zusammen,
in Teil eins und zwei habe ich mit blumigen Worten und in epischer Breite versucht zu beschreiben wie ich mit Blinkern erfolgreich auf Barsche, Forellen und Hechte angel.
Danke nochmals an Streifenspinner für die Ergänzungen zum Zander, das werde ich definitiv bei nächster Gelegenheit ausprobieren!
In diesem dritten Teil möchte ich beschreiben wie man auch an der Küste bzw vom Boot oder Kutter mit Blinkern erfolgreich auf Meeresräuber fischen kann.
Hornfisch
An der Ostsee ist im Mai und Juni Hornfischzeit, aber wann genau? Es gibt da eine Faustregel, die Natur zeigt uns wann es soweit ist und wann es sich lohnt Hornfische gezielt zu beangeln. Schaut Euch einfach die Landschaft an, sobald der Raps blüht sind die Hornfische da, sobald die Luft nach Raps duftet werden sie bissig.
Hornfische kommen in Massen in die Bodden und an die Küsten um dort zu laichen, wenn der Raps duftet sind sie damit fertig und fressen sich voll bevor sie ins offene Meer zurückziehen. Die besten Tageszeiten sind vormittags ab etwa 10:00 Uhr wenn die Sonne schon etwas höher steht bis etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang, das beste Wetter ist klarer Himmel mit ein paar Wolken und wenig Wind.
Als Rute nutze ich hier meine Shore Gun 89EMH mit einer hoch übersetzten Spinnrolle, bei mir die Abu Revo MGX Spin 30 oder meine SS3 mit einer 2500er Stella Fi. Meine Frau benutzt gerne eine Sbirolinorute Edition IM-12 von Balzer mit rund 30 Gramm Wurfgewicht und einer Shimano Stradic, als Schnur in allen Fällen PE mit etwa 8-11 Kg Tragkraft und ein nicht zu weiches etwa 40 cm langes Stahlvorfach, gerne ummantelt, ich nehme hier einfach die fertigen aus dem Fachhandel.
Als Rute gehen auch mittelschwere Spinnruten oder Feederruten, wir brauchen Wurfweite, sie sollten nicht zu hart sein sonst gibt es zu viele Aussteiger.
Beim Hornfisch kommen schlanke Blinker zum Einsatz, der Crazy Fisch Sense in 11 Gramm und der Farbe 9.1, ein Abu Toby von 12-18 Gramm in silber sollte es sein. Aber auch silberne DAMs Effzett in 22 oder 30 Gramm laufen gut wenn die Hornis es doch mal etwas langsamer und tiefer mögen, hauptsache es glitzert. Dunkle Dekore funktionieren nicht so gut.
Der wichtigste Faktor bei der Köderauswahl ist aber die mögliche Führungsgeschwindigkeit, bis auf ein paar Ausnahmetage ist high-speed-fishing angesagt, daher auch die Rollen mit hoher Übersetzung.
Im Fachhandel gibt es eine unendliche Auswahl an Meerforellen- und Hornfischblinkern, aber die Tobys, Sense und Effzetts kann ich auch im Binnenland nutzen daher sind die meine Favoriten.
Ans Ende kommt ein Drilling aus dünnem Draht, nicht die dickdrahtigen highpower Teile. Dünndrahtige Haken dringen besser ein. Auch sollten die Haken nicht zu groß sein, Drillinge der Größe 6 oder ein/zwei Nummer größer, das reicht.
Auf Silkekrogen oder ein Stück Stahl zwischen Blinker und Haken verzichte ich. Silkekrogen ist so ein Seidenzeugs, daran bleiben die Hornfische mit ihren kleinen spitzen Zähnen einfach hängen, der Haken entfällt.
Ein paar Zentimeter Stahl zwischen Blinker und Haken reduziert die Fehlbissquote, jedoch hakt man hierbei mehr Fische von außen, man reißt sie eher, verletzt den Fisch und wenn ich ihn dann doch verliere geht er ein, das finde ich unsportlich um es vorsichtig zu formulieren.
Die Führung ist einfach. Möglichst weit auswerfen, die Rute und Schnur bilden dabei eine gerade Linie, kurz vor dem auftreffen auf dem Wasser die Schnur abbremsen damit sich alles strafft, Bügel zumachen und die Rute sofort um etwa 45 Grad zur Seite drehen und sofort kurbeln. Die Rollenbremse sollte möglichst zu sein, viel weiter geschlossen als z.B. beim Hechtangeln.
Die Blinker sollten richtig richtig schnell an der Oberfläche geführt werden, alles was die Rolle hergibt, dazwischen aber immer ganz kurze Spinnstops einlegen, wirklich nur einen Augenblick und dann sofort wieder highspeed weiter. Meistens kommen dann die Anbisse, knallhart. Die Drills sind phänomenal, Hornis sind die schnellsten Fische in unseren Gewässern. Sie toben und springen und drehen sich, sie schwimmen rückwärts und rollen sich auch gern in die Schnur ein.
Fehlbisse hat man ohne Ende, bei klarem Wasser und über sandigem Grund kann man das auch beobachten wie sie die Blinker verfolgen, seitlich nehmen, von unten hochgeschossen kommen und ihn dann nehmen oder auch nicht.
Ein wenig zum Hornfischfang auf dem Bodden findet Ihr hier:
http://www.barsch-alarm.de/showthre...re-Gun-89-EMH-auf-dem-Bodden&highlight=bodden
Hornfische kann man später im Jahr aber auch sehr gut vom Kutter aus auf der offenen Ostsee (mehr dazu unten) oder an der Küste Sloweniens oder Kroatiens vom Ufer, der Luftmatraze oder Schlauchboot aus fangen.
Makrelen
Gerade im Hochsommer kann es sich lohnen auch vom Ufer aus mit Blinkern auf Makrelen zu angeln. Das geht z.B. am Hafen von Sheveningen von der Mole aus oder in den norwegischen Fjorden, funzt aber auch in Italien am Strand, mitten zwischen den Badegästen, in beiden Fällen natürlich nur wenn die Schwärme vor Ort sind. Doch am einfachsten ist vom Boot oder Kutter.
Als Rute nehme ich vom Boot aus eine mittlere Spinnrute, 20-40 Gramm WG sind ausreichend, salzwasserfeste Rolle (Ryobi Zauber, Spro Zalt Arc) sollte es sein sowie Schnur mit 8 Kg Tragkraft, entweder Mono oder PE mit Monovorfach.
Am Strand reicht eine leichte Spinnrute bis etwa 20 Gramm, von der Mole oder an Häfen gerne Feederuten oder lange Forellenruten, hier brauche ich auch wieder Wurfweite.
Die Blinker sollten klein, schlank und schwer und mit einem 2/4/6er Drilling bestückt sein. In der Nordsee oder auf dem Atlantik jagen die Makrelen kleine Heringe, Sandaale oder Sardinen und mögen lieber etwas größere Blinker, z.B. Toby in 12-18 Gramm oder Meerforellenblinker, im Mittelmeer sind sie ganz heiß auf die Bianchetties und kleine Sardinen, hier laufen kleine schlanke MeFoblinker oder kleine schlanke Forellenblinker besser.
Wenn Ihr im Italienurlaub früh morgens einen Strandspaziergang macht, etwa kurz nach Sonnenaufgang wenn die Einheimischen im flachen Wasser mit einem Kescher umher spazieren um die Vongole Verace zu ernten, dann seht ihr machmal wie das Wasser „kocht“, das sind Bianchetties, kleine Fische, mehliert und im Olivenöl gebacken eine super Delikatesse, Makrelen mögen die lieber frisch.
Wenn die Bianchetties aus dem Wasser hüpfen oder sich auf den Strand werfen werden sie gejagt und ich bin nicht mehr zu halten. 3-4 cm kleine Blinker werden durch knietiefes Wasser gekurbelt, auch hier gilt es den Blinker möglichst schnell und an der Oberfläche zu führen. Diese Strandmakrelen sind in der Regel recht klein
Von Häfen oder Molen in Holland oder Norwegen aus werfe ich einfach nur weit raus, lasse den Blinker bis auf etwa 1/3 der Wassertiefe absinken und beginne schnell einzukurbeln, kunstvolle Köderführung braucht es da nicht, die Rollenbremse sollte nicht zu fest eingestellt sein damit die Drillinge nicht ausschlitzen. Die Rute kann dabei zur Wasseroberfläche zeigen, Makrelen sind schnell aber nicht sonderlich kräftig, sobald es ruckt einfach hoch mit der Spitze, den Rest machen der Blank und die Bremse.
Auf dem Boot oder Makrelenkutter ist es auch recht einfach. Hier versuche ich in der Abdrift zu angeln, einfach auswerfen, ein wenig absinken lassen und schnell einleiern, die Bisse kommen in allen Fällen recht ruppig, die Drills machen richtig Spaß weil die Makrelen so schnell sind.
Und wie oben geschrieben, das alles funktioniert nur wenn Makrelen da sind, aber was heißt das?Wenn sie da sind dann sind es riesige Schwärme, also einfach das Wasser beobachten oder schauen was die Berufsfischer machen. Wenn die direkt am Strand oder kurz vor dem Ufer oder den Hafeneinfahrten so ringförmige Netze legen dann sind Makrelen da.
Köhler, Pollack, Dorsch
In Skandinavien werden Anglerträume wahr, die Küsten Norwegens oder Islands bieten eine unglaubliche Vielfalt an beangelbaren Fischen vor einer traumhaften Kulisse.
Wenn man ein Boot hat und rausfahren kann geht es meist in Wassertiefen von 100-300 Meter gezielt auf Großfische, egal ob Dorsch, Köhler, Schellfisch, Leng, Lump, Heilbutt oder Seeteufel, Blinker sind hier nicht die optimalen Köder. Dort nimmt man besser Naturköder oder Pilker, wir angeln vertikal und Blinker sind und bleiben numal „Horizontalköder“.
Was aber tun wenn es stürmt und wir können nicht raus? Was tun wenn kein Boot zur Verfügung steht?
Gerade in den Fjorden gibt es unzählige wind- und wettergeschützte Stellen, kleine Buchten mit steil abfallenden Kanten oder auch die Lee-Seiten von Hafeneinfahrten, dort kann man dann bei Wassertiefen von 5-15 Metern prima mit Blinkern angeln.
Und auch an der Ostsee, auf Rügen oder in Dänemark finden sich Stellen wo man gut vom Ufer oder von Häfen aus angeln kann wenn man kein Boot hat. Als Beispiele seien hier Kiel, Laboe, Holnis-Spitze, Maasholm, die Fährhäfen auf Fehmarn und Rügen sowie Sonderburg genannt.
Egal ob Skandinavien, Atlantik, Pazifik oder Ostsee, hier nutze ich gern mittlere bis schwere Hechtruten oder (die Älteren unter uns werden sie kennen) die gute alte Blechpeitsche. Als Rolle nutze ich die Shimano Stella 4000 F, das erste Modell der Stellareihe, als Schnur hatte ich früher Stroft GTP-R mit 13 Kg Tragkraft, heute ist die Kombination immer noch im Einsatz aber mit 0,22er Falcon Silk 8-Braid mit 13,5 Kg Tragkraft. Meine Frau nimmt gern eine Balzer Edition IM-? 70 Gramm Spinnrute -die ist recht weich- mit einer 4000er Ryobi Zauber, das alte Modell aus Alu. Die Rollenbremse mache ich nicht ganz zu, etwa so wie beim Hechtangeln. Sie sollte soweit geschlossen sein das der Fisch sich entweder selber hakt oder ich den Anschlag setzen kann, danach sollte er sofort Schnur nehmen können, ggf. kann man ja nachjustieren wenn was richtig dickes eingestiegen ist.
Auf einem Dorschkutter nehmen wir die oben genannten Kombos zum pilken, nur ein Hochseewirbel anknoten und daran einen 60-70 Gramm Pilker in den Snap hängen. Doch egal ob vor Rügen oder Langeland, manchmal geht damit nichts.
Genau für diese Fälle habe ich immer ein paar 30-45 Gramm Effzetts und große Tobys in der Köderkiste, denn gerade über Wracks, Plateaus oder Muschelbänken stehen manchmal Fische im Mittelwasser und machen Jagd auf Heringe, diese Fische kann man mit Blinkern prima beangeln.
Die werkseitig verbauten Drillinge tausche ich vorher gegen stärkere aus, aber bitte keine aus rostfreiem Stahl nehmen. Sollte ich mal einen Fisch verlieren, egal ob durch Schnurbruch, weil sich der Snap aufbiegt oder Splitring versagt, kann ich sicher sein das der Haken in recht kurzer Zeit verrostet und der Fisch ihn wieder los wird (hoffe ich), bei rostfreien Haken dauert das deutlich länger.
Die Technik ist wieder recht einfach, auswerfen, absinken lassen und einkurbeln oder den Blinker in der Abdrift einfach hinterherschlören, Faullenzertechnik mit Blech. Dennoch empfehle ich hier hin und wieder mal kurz anzujiggen und dann die Rolle zu öffnen und den Blinker abzulegen, wieder anjiggen und weiter schlören. In der Andrift einfach weit auswerfen, absinken lassen und bodennah einholen, die Andrift finde ich schwieriger da der Kutter ja auf den Blinker zutreibt, da habe ich weniger Kontrolle und weiß nicht wo er ist.
Manchmal gibt es so Dorsch, hin- und wieder auch einen dicken Hornfisch, Knurrhahn oder Köhler und ganz selten sogar Lachs oder Meerforelle, aber dieses Glück hatte ich selber bisher nie.
In den skandinavischen Häfen sieht man bei ruhigem Wetter häufig Schwärme von kleinen Köhler oder Pollacks und wenn das Wasser tief genug ist -Ihr seht ja was für Schiffe dort liegen oder anlegen- dann stehen da auch Dorsche oder größere Köhler und Pollacks.
Hier mal ein Beispiel, echt schön da, in diesem Hafen haben wir sehr gut gefangen, mit Blinkern:
http://www.sandsoy.no/
Die Technik ist recht einfach, nur auswerfen, absinken lassen und in verschiedenen Geschwindigkeiten einkurbeln, hin und wieder mal einen Spinnstop machen. Wenn es gezielt auf Dorsch gehen soll dann lege ich die Blinker gerne auf dem Grund ab und jigge sie einfach rein, genau wie beim jiggen mit Gummi, die Dorsche scheinen langsame und tiefe Köder einfach zu mögen.
Ganz ähnlich funktioniert das im Winter auch an unseren Küsten an der Ostsee, jedoch sind andere Köder wie Wattwürmer hier meist deutlich fängiger.
Wirklich Spaß machen aber die Köhler oder Pollacks an einer Spinnrute. Diese Fische sind sehr schnell, kampfstark und ausdauernd, da geht die Post ab am Hechtgeschirr. Die Köhler mögen die Blinker gern im Mittelwasser, eine mittlere Einholgeschwindigkeit brachte vom Ufer aus die meisten Fische.
In fast allen Situationen braucht man gar nicht doll anhauen, die Fische haken sich meist von selber. Auf dem Boot oder vom Kutter aus halte ich die Rute gern auf 11:00 Uhr damit der Blank den Biss sofort abfedert -dabei aber aufpassen das der Blank nicht auf die Reling knallt-, nach oben habe ich dann genug Platz um eventuell doch mal richtig anschlagen zu können. Wenn es nur Anfasser gibt schlage ich spätestens beim zweiten richtig an, sitzt der Haken dann nicht lasse ich absinken und jigge kurz an und das Spiel beginnt von vorn.
Vom Ufer aus halte ich die Rute auf 08:00 bis 09:00 Uhr, also mit der Spitze nach unten und etwa 30-45 Grad zur Seite, auch hier brauche ich die Federkraft des Blanks. Halte ich die Spitze hoch steht die Rute entweder zu sehr im Wind oder der Blinker läuft zu flach, da probiere ich meist einfach aus.
Gemeinsam ausprobieren
Wenn wir nicht wissen was die in der jeweiligen Situation beste Methode und was der beste Köder ist dann sprechen wir uns ab. Einer nimmt den Effzett und führt langsam und tief, ein anderer nimmt den Toby und führt flach und schnell, wobei wir die Einholgeschwindigkeit und den Führungsstil auch variieren.
Nach dem ersten Fisch nähern wir dann erst den Führungsstil und die Geschwindigkeit an und es wird sich schnell herausstellen welche Methode und welcher Blinker am besten funktioniert, so wird angeln zum Teamsport und am Ende des Angeltages freuen wir uns dann alle gemeinsam umso mehr. Oder auch nicht, aber so ist angeln…
Danke fürs Lesen und Euer Interesse!
Viele Grüße
André