Die beste Spezies fürs sommerliche Freiwasserfischen ist der Muskie. Denn der steht meist so flach, dass man regelrecht "zweidimensional" in geringer Tiefe fischen kann. Das macht den technischen Teil natürlich sehr viel leichter, da man nicht lange herumrätseln muss.
Dass der Muskie dennoch als schwierig zu fangen gilt und in der Tat schwer zu fangen ist, liegt vor allem an der recht dünnen Muskiedichte, deswegen der Spitznahme "Fisch der zehntausend Würfe". Ganz so schlimm ist es in Wirklichkeit zwar nicht, aber es ist in etwa vergleichbar mit dem Zeitaufwand, den man treiben muss, um in einem See mit eher bescheidenen Beständen an großen Exemplaren einen Meterhecht zu fangen. Oder anders ausgedrückt: Etliche Schneidertage pro Saison gehören zum Geschäft, wobei der in jüngerer Vergangenheit stark gestiegene Befischungsdruck noch ein Übriges dazutut.
Aber das Gute am Muskie ist, dass man über weite Strecken der warmen Jahreszeit flach fischen kann, viel öfter als auf Hecht. Das garantiert ein recht effektives Absuchen großer Freiwasser-Flächen selbst mit einer einzigen Handangel - man muss nicht den Köder zeitraubend absinken lassen und muss nicht verschiedene Tiefen und Baits probieren, da die Angelegenheit klar ist.
In der Tat stammt die (zugegeben nicht sonderlich romantische) "Brute-Force"-Methode, die darin besteht, möglichst viele Würfe in einer gegebenen Zeit zu tätigen, Wurf auf Wurf in schneller Folge und ggf. über etliche Stunden, um möglichst viel "Strecke" zu machen mit einem schnell führbaren, flach laufenden Bucktailspinner, aus der Muskieszene der späten 70er Jahre. (Ob das mit dem damaligen Gerät so toll war, sei allerdings mal dahingestellt. Ich wäre jedenfalls nicht wild darauf, damit fischen zu müssen.)
Und so sah jener Bait aus, den es heute noch zu kaufen gibt, "Windel's Musky Harasser" genannt nach dem Erfinder besagter Brute-Force-Methode:
Verglichen mit den Formaten, die heute auf Musky gefischt werden, ein recht kleiner Köder.
Aber was hat das mit Hecht zu tun? Nun, an einigen Tagen pro Saison, wenn auch längst nicht an allen, funktioniert Windels Freiwasser-Methode auch auf Hecht, allerdings nur unter bestimmten Wetterbedingungen. Welche das sind und ob das in einem gegebenen Gewässer funktioniert oder auch nicht, muss man allerdings selbst herausfinden. Jedenfalls habe ich zwei Seen zur Verfügung, wo das funktioniert, und ein paar andere, wo es überhaupt nicht klappt. Aber dort, wo es klappt, sind die Ergebnisse hervorragend - und das sind keineswegs Flachgewässer, falls das einer denkt.
Wie man überhaupt einiges lernen kann von den Muskie-Spezialisten, wenn man es mit etwas Kreativität und ein paar eigenen Gedanken auf die hiesigen Bedingungen "umstrickt". Denn auch, wenn Hecht und Muskie verschiedene Spezies mit mehr oder weniger verschiedenen Verhaltensweisen sind, gibt es doch einige Ähnlichkeiten im Verhalten, die die enge biologische Verwandschaft widerspiegeln. Und wo keiner sonst so angelt - nun, um so besser angesichts des hohen Befischungsdrucks an vielen Gewässern, nicht? Das ist dann auch eine Reihe fehlgeschlagener Versuche wert.