1. Teil (da Zeichenbegrenzung erreicht)
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Wallerexpedition 2018 – eine Blinkertour mit Pleiten, Pech, Pannen und einem dicken, schleimigen Ende
Was hatte ich mir anglerisch doch wieder alles vorgenommen für 2018. Viele große Fische wollte ich fangen, Hechte, Zander, Barsche, Wolfsbarsche, und, und, und. So sollte es dann direkt nach der Schonzeit zu unseren Freunden ins gelobte Raubfischland gehen, um die niederländischen Räuber das Fürchten zu lehren. Und danach dann die Wolfsbarsche. Oder am besten direkt alles auf einmal. Samstags Süßwasser an den Großgewässern und sonntags dann ab zur Küste. Kajakfischen nonstop und an jedem Wochenende. So jedenfalls mein unausgesprochener, halb geheimer und gedanklich nach und nach auch immer ausgereifterer Plan.
Halb geheim und gedanklich mehr oder weniger ausgereift? Absolut! Denn wenn ich all die Ideen und Pläne, welche meine verdrehten Gehirnwindungen regelmäßig so fabrizieren, wenn es ums Angeln geht, in eben dieser Form meiner besseren Hälfte präsentieren würde, dann dürfte ich mich vermutlich bald wieder auf die Suche begeben. Denn auch wenn meine Holde zumeist wirklich unglaublich toll mitzieht - irgendwann ist auch bei ihr mal Schluss mit lustig.
Und dabei hatte ich sie ja eigentlich schon so weit. Zwei Wochen Irland mit Bulli, Hunden und Kajaks waren für Ende Juni geplant. Viele dicke irische Wölfe dressieren und nebenbei die Landschaft genießen, das war der Masterplan. Fährverbindungen waren schon gecheckt und trotz der überhaupt nicht günstigen Preise auch fast gebucht, als das Unglück geschah. Danach nämlich musste alles ganz schnell gehen und irgendwie waren alle ach so tollen Pläne dahin, die Wölfe nicht mehr halb so interessant und auch die Süßwasserräuber konnte ich ja schließlich das ganze Jahr noch fangen.
Welches Unglück geschehen war fragt Ihr? Naja, die Hechtsaison lief schleppend an und ich hatte wohl abends zu viel Zeit, um Videos von schleimigen, brachialen Urfischen an der Spinnrute zu sehen. Verdammt noch mal, das wollte ich doch immer schon mal machen. Eigentlich schon, seit Uli B. vor vielen Jahren am Ebro von gigantischen Wallern an der Spinnrute zu berichten wusste. Und was früher noch aus einer Vielzahl von Gründen als mehr oder weniger unmöglich erschien, das war plötzlich absolut möglich. Am besten mit dem Hobie! Kurz gesagt - die Idee vom Kajak-Großwaller an der Spinnrute ließ mich einfach nicht mehr los und das Wallervirus schlug voll zu. War immerhin lange her mit dem letzten Schleimer und mit der Spinnrute hatte ich es bisweilen allenfalls mal sporadisch und höchst erfolglos versucht.
Also ran - Recherche zu Gewässern und Spots, Gufi’s pimpen, Wallerblinker bestellen, Vorfächer binden, Spinnkombo besorgen und die Angelkarten online bestellen. Das musste alles ganz schön schnell gehen. Unterkunft vor Ort? Unwichtig, hab ja meinen Bulli. Und der Mitfahrer? Egal, muss im Zelt pennen. Hauptsache möglichst schnell gen Süden. Der größte Haken an der Sache war eigentlich nur noch die knappe Woche ungeplanter Urlaub, welche ich mir erst mal genehmigen lassen musste. Aber auch das hat irgendwie noch geklappt.
Schlussendlich begaben wir uns dann am 23. Mai zu zweit auf die lange Reise gen Südfrankreich. Kajak auf dem Dach, Bellyboat für den Mitangler und natürlich viel zu viel Angelzeug dabei. Zanderkram? Sicher, man kann ja nie wissen, ob das mit den Wallerwelsen auch so klappt wie geplant. Noch schnell den Hund eingepackt und ab ging‘s. Ungefähr 12 Stunden Autofahrt lagen vor uns und wir waren guter Dinge, dass wir die Strecke ganz gut schaffen würden. Nur beim Auto, da war ich mir nicht ganz so sicher. Klar, die wichtigsten Sachen hatte ich noch gecheckt, und die Inspektion war auch noch nicht lange her. Bremsen quasi neu, Sommerreifen top, etwas Öl nachgefüllt und ab dafür. Trotzdem – nach der Erfahrung und der ungeplanten Verlängerung des Sommerurlaubs vom letzten Jahr (ebenfalls Frankreich) fuhr so ein wenig die Unsicherheit mit, ob die Karre wohl halten würde…
Und natürlich ahnt ihr, was nun kommen muss. Die Karre hat nicht gehalten!
Ungefähr auf halber Strecke hatten wir noch eine kurze Pause gemacht, bis dahin war auch alles top. Und zwei Kilometer nach der Raststätte war dann Feierabend. So richtig Feierabend. Nachts um 1:00 Uhr verreckt mir auf der Autobahn doch tatsächlich das Auto. Motorkontrolleuchte blinkt, Fahrzeug nimmt kein Gas mehr an, Ende im Gelände. Das dann beginnende nächtliche Drama mit Versicherung, Auslands-Assistance, meiner schläfrigen Freundin am Telefon (danke für’s Dolmetschen, Süße!) dem Abschleppdienst, der Fahrt zum nächsten Depot und dem Camp am Straßenrand, das alles erspare ich Euch jetzt. Insgesamt hat es schon irgendwie ganz gut geklappt aber nervlich war ich runter.
Die nächsten zwei Tag verbrachten wir dann damit, alles halbwegs sauber mit Versicherung und Assistance abzuwickeln, uns ein Hotel zu suchen und auf einen Leihwagen zu hoffen, was zunächst natürlich vergebens war, da erst einmal Sonntag war. Und am Sonntag gibt es in Frankreich keine Leihwagen… Nicht mal am Flughafen in Orleans. Immerhin hatten wir es nicht so schlecht getroffen, denn wir waren zwar irgendwo im nirgendwo gestrandet, doch direkt durch die hübsche kleine Ortschaft floss die Loire, sodass wir nach Beschaffung der nötigen Angelkarten sogar noch ein wenig fischen konnten. Tolle Spots und raubende Rapfen gab es zu sehen, gefangen haben wir aber leider nüscht. Dafür neue Reiseziele für zukünftige Touren abgespeichert. Denn die Loire, die kann was. Wirklich ein wunderschöner, weitgehend naturbelassener Fluss mit scheinbar gutem Zander- und Welsbestand.
Am Montag konnten wir dann endlich einen schönen großen Leihwagen abholen, mit welchem wir die Tour dann nach der ganzen Umpackorgie in der Nacht auf Dienstag auch problemlos fortsetzen konnten. Umpackorgie? Und was war mit dem (plötzlich verdammt großen!) Kajak? Super… Da ein Dachgepäckträger beim Mietwagen leider nicht drin war, konnte ich es natürlich nicht weiter mitnehmen. Entsprechend war meine Laune, denn ich wollte ja meterweise Waller vom Yak aus drillen und nicht bis zum Hals mit der Wathose im Trüben stehen. Ging aber nicht, das Kajak konnte nicht mit. Aber auf dem Autodach konnte es auch nicht bleiben, denn der Wagen wird nun per Sammeltransport zurück in die Heimat gebracht und der Boxer mit Yak auf dem Dach, das wäre problematisch geworden. Stellte sich also die Frage, wie wir ein knapp 3,70 m langes Kajak in den Peugeot Boxer bekommen. Schließlich haben wir auch das noch irgendwie geschafft und nun hoffe ich darauf, dass ich mein Auto irgendwann in den nächsten Wochen wiedersehen werde.