Ein mehr oder weniger kleiner Bericht von unserem gemeinsamen Trip zum Hechtangeln mit Sunline und Noike:
Letzte Woche hatten wir Besuch aus Japan. Bei uns zu Gast waren Noike-Chef Mitsushiro Takeuchi und Tatsushi Sumida, sowie Junji Nakazaki von Sunline. Nach einer kleinen Sightseeing- und Shoppingtour am Donnerstag in Hamburg ging es nach Besuchen in zwei Angelläden weiter nach Schwerin, wo wir den nächsten Tag zum gemeinsamen Angeln eingeplant hatten.
Dieses gestaltete sich bei knackigen 35°C als äußerst hart - sowohl körperlich, als auch die Beißlaune der Fische betreffend. Der Prototyp des NOIKE Wobble Shad in 7" konnte also gleich mal zeigen, was in ihm steckt. Ziel war es nämlich, den Gummifisch gemeinsam zu testen und nach Möglichkeit auch direkt Takeuchi san seinen Herzenswunsch nach einem großen Hecht zu erfüllen.
Bis kurz vor Mittag ging nicht allzu viel. In Worten: Gar nix! Zur brütenden Hitze gesellte sich freundlicher Weise auch noch ein ordentlicher Wellengang, für den ein vorbei ziehendes Gewitter sorgte und der das Angeln zwischenzeitlich nicht gerade einfacher bis unmöglich machte. Als dieses aber vorüber war, ging auch endlich fischtechnisch etwas und ich konnte unser Boot mit einem ersten Barsch entschneidern. Vom zweiten Boot erreichte uns eine kurze Whatsapp-Nachricht von Claudio: "Fetter Hecht! Pike Shad. Kurz vorm Boot ausgestiegen. F*CK! Kommt mal her". Also fuhren wir rüber.
Claudio erzählte uns, dass er den Hecht bis direkt vorm Boot hatte. Leider hatte sich der Bauchdrilling so denkbar ungünstig im Gummi verhangen, dass gleich alle 3 Hakenspitzen funktionslos waren. Den Jighaken hatte sich der Hecht dann abgeschüttelt. Vermutlich hätte er die Metermarke geknackt, so schätzte man auf dem Boot... Echt erstaunlich, mit welcher Konstanz der Molix Pike Shad in den letzen Wochen große Hechte liefert - leider hat es hier nicht ganz sein sollen.
Für die Motivation von Sumida san und Nakazaki san war der dicke Hechtschädel, der sich kurz an der Oberfläche zeigte, aber Gold wert. Wurden kurz zuvor noch mit schwindender Zuversicht kleinere Barschköder geworfen, flogen nun schlagartig mit voller Motivation große Spinnerbaits und Pike Shads durch die Gegend. Cast, cast, cast! Für den Moment sollte es das aber gewesen sein, so dass wir beschlossen, unsere inzwischen schon leicht von der Sonne verbrannten Köpfe mit einem kalten Bierchen zu kühlen.
Nach dieser Pause ging es für unser Boot wieder an den Spot, an dem sich der Hecht kurz zuvor zeigte. Takeuchi san und ich montierten beide einen 7" Wobble Shad und beschlossen, ab sofort das Barschtackle komplett zur Seite zu legen. Nun begann sein persönlicher Kampf mit dem Hechtangeln. Ich kürze das mal etwas ab.
1: Hecht auf Sicht 3 Meter vorm Boot, starker Anschlag, allerdings zu früh. Der am großen Offset-Haken krautfrei montierte Wobble Shad, der eigentlich im Hechtmaul haken sollte, schoss aus dem Wasser genau in mein Gesicht. Ergebnis war ein Kratzer auf meiner Polbrille und ein unversehrtes Hechtmaul. Das hätte ins Auge gehen können. Tragt Polbrillen Leute, immer!
2: Wieder ein Ruck in Takeuchi sans Rute, Anhieb, Rute krumm, der hängt, yeees! Nee, doch nicht, sofort wieder losgeschüttelt. In dieser Sekunde erkannte der Profi umgehend, dass das Haken eines Hechtes mit mit einem einzelnen Offsethaken machmal gar nicht so einfach ist. Also rüstete er umgehend auf ein klassisches Shallow Rig mit Drilling um.
3: Tock in Takeuchi sans Rute, der es nun wissen wollte und dieses ganz Bassangler-Like mit komplett geschlossener Bremse und einem so BRETT(!)harten Anhieb beantwortete, dass es ihm den Knoten gesprengt hat. War wohl kein schlechter Fisch...
Zu allem Überfluss hatte Takeuchi san, der schon kurz vor der Verzweiflung stand, kurz danach noch einen guten 80er Nachläufer, der sich allerdings nur vor das Boot stellte, auch auf nochmaliges Anwerfen keine Reaktion zeigte und dann lässig wieder davon zog.
Nun hieß es reagieren. Ich bot Takeuchi san meine eigene Hechtkombo an, da ich nicht riskieren wollte, dass er einen ggf noch kommenden 5. Kontakt aufgrund einer leichteren 2oz Rute, die er bis dato fischte, wieder nicht verwerten kann. Um ganz sicher zu gehen, bauten wir auch noch ein neues Vorfach, sowie ein komplett neues Shallow-Rig. Wir fischten inzwischen im nur 2m tiefen Wasser, in das uns Takeuchi san am Steuer selbst manövriert hatte, über einer bis fast zur Wasseroberfläche reichenden Krautbank. Über diese holte Takeuchi san den großen Wobble Shad suuuuper langsam ein. Ihr müsst euch das wie beim nächtlichen Zanderangeln mit Wobblern vorstellen. Nur halt noch mal langsamer. Ich hätte, wenn es viele Nachläufer und Anstupser gibt (ich hatte davon 2-3 Stück) eher schneller gefischt, um den Hechten nicht auch noch mehr Zeit zu geben, er sah das aber anders. Er erzählte mir, dass er bei zickigen Bass so langsam wie nur irgendwie möglich fischt. Das versuchte er nun also auch beim Hechtangeln.
Nach einer sich schier unendlich lang anfühlenden 3/4 Stunde ohne Fischkontakt, in der ich schon gar nicht mehr mitangelte, sondern Takeuchi san einfach nur seinen großen Hecht wünschte, knallte es erneut in seiner Rute. Diesmal hing der Hecht dann auch ENDLICH! Sofort wurde der Kescher einsatzbereit gemacht und gebetet, dass dieser Fisch auch wirklich hängen bleibt. Der Hecht, der einen guten Fight hinlegte und vor dem Boot noch einmal richtig Gas gab, kam an die Oberfläche und wollte nur noch gekeschert werden.
Nur noch! Ich war in diesen Sekunden wie paralysiert und höre mich noch immer "Good pike. GOOD PIKE Takeuchi san!" sagen. Nur noch keschern, weil: Direkt über dem Kescher meinte der Kollege nämlich, auch nochmal springen zu müssen - genau der Moment, in dem ich in der Vergangenheit schon mehrere Fische verloren haben. Oh my....
In diesem Fall aber nicht! Beim zweiten Versuch lag der Fisch sicher im Kescher und wir uns in den Armen.
Ich schätze unsere Jubelschreie hat man noch bis kurz vor Berlin gehört! Zumindest hat das das zweite Boot, das auch noch zum Gratulieren angerast kam. Bei ihnen gab es noch ein paar Barsche und eine wirklich dicke Rotfeder, die Sumida sans Wobble Shad in 2" voll genommen hat.
Beim Messen von Takeuchi sans Fisch zeigte das Scale dann die sehr schöne Zahl 98 - fast also noch gemetert nach all den Strapazen vorher. Nur zwei Würfe später kam dann direkt der nächste Fisch als Nachläufer aus dem Kraut. Beißen wollte er aber leider nicht mehr. Dennoch: Nicht aufgesteckt, den richtigen Riecher bewiesen und so lange konzentriert weiter gefischt, bis er seinen Hecht am Ende hatte. Teufelskerl!
Festzuhalten bleibt, dass der Molix Pike Shad und ganz besonders auch der Protoyp des Wobble Shads überzeugen konnten. Während es bei unserem Mitangler auf große Swimbaits und Hechtlappen von anderen namhaften Herstellern nur einen Kontakt gab, brachte der Molix Pike Shad 3, wovon einer Claudios guter Aussteiger war. Auf den Wobble Shad gab es unter schwierigen Bedinungen insgesamt sogar an die 10, von denen mit etwas mehr Glück oder Erfahrung im Hechtangeln auch gut und gerne 4-5 Hechte im Boot hätten landen können. Volle Punktzahl, sowohl für den Lauf (der aaaabsolute Oberhammer, wartet ab bis ihr den auch fischen könnt!!), als auch für die Produktivität des Shads.
Den gelungenen Tag haben wir dann noch bei einem entspannten Essen und ein paar Bierchen auf dem Balkon ausklingen lassen, bevor ich unsere drei Gäste dann am nächsten Morgen zum Flughafen gebracht habe. Vielen Dank an dieser Stelle auch noch an Jan Pusch von der Angelschule Nord für das Bereitstellen des zweiten Leihbootes. Völlig unkomplizierte Über- und Abgabe des Bootes, das sich super zum Angeln auf den Schweriner Seen eignet. Wenn ihr einmal dort seid und Bootsangeln wollt, fragt bei Jan an. Volle Punkte für Service und Boot!
Beste Grüße,
Carsten