Hey Leute,
ich hab mal wieder was..
Genauer geht's drum, die Entstehung eines meiner nächsten Köder & den Prozess dahinter etwas näher zu beleuchten.
Im Winter 21/22 erbaut,
bis zum jetzigen Zeitpunkt pausenlos getestet, optimiert & erweitert, ist er nun bereit, offiziell vorgestellt zu werden.
Als "Alburn Glide" getauft, ist er ein weiterer 2-teiliger Köder aus meiner Mache. Einer Ukelei in 13 cm nachempfunden, war meine Intention dabei, den Kleinen optisch möglichst realistisch wirken zu lassen.
Die Idee dafür kam ursprünglich von Benjamin
@benwob , der nach einem Swimbait fragte, der optisch eine kleine Renke o.Ä. imitieren sollte, um im Stausee dicken Seeforellen nachzustellen.
Wie immer fing alles mit einer Zeichnung an, auf die dann der Modellbau folgte, um nach Fertigstellung später eine Gussform davon zu erstellen. Bis zum fertigen Köder waren hier mehrere Stadien des Modellbaus mit entsprechenden Abgüssen & Verfeinerungen vonnöten. Der Grundkörper des fertigen Rohlings besteht aus Polyurethan, ist insgesamt sehr schlank gehalten & misst an der stärksten Stelle lediglich 10,5 mm im Rohzustand, was sich angesichts meiner Wahl des Gelenkscharniers noch als kniffliges Unterfangen herausstellen sollte. Ich erkläre noch, warum.
Die Schwanzflosse sollte austauschbar sein, sich sowohl in einer vertikalen wie horizontalen Ausrichtung installieren lassen & aus Silikon bestehen.
Warum Silikon? Es ist robust, reagiert nicht mit anderen Kunststoffen & vor allem: Es bleibt dauerhaft formstabil, auch wenn z. B. die Flosse wochenlang geknickt gelagert werden sollte.
Befestigt wird sie letztlich mittels eines recht simplen Stecksystems, dass zuverlässig Halt bietet & zugleich einen Wechsel in der Ausrichtung sowie auch den kompletten Austausch möglich macht, ohne Sorge haben zu müssen, dass sie sich von selbst löst. Auch wieder ein Punkt für das Silikon. Lediglich ein minimales verdrehen ist bei ungünstigen Wasserlandungen möglich, was aber auch schnell wieder gerichtet ist.
Die Flossenaufnahme musste ich nachträglich noch durch einen Draht verstärken, da an dessen Übergang noch leichte Bruchgefahr bestand.
Ich habe sie so dünn gemacht wie mir möglich war, ohne das Modell dabei zu zerbrechen. Dadurch ist sie auch sehr flexibel geworden. In ihr befindet sich ein Hakenkanal, der im Vertikal-Mode einen Einzelhaken, o. eine Flunke vom Drilling aufnehmen kann.
Von ihr habe ich für's erste zwei Varianten gemacht. Die breit gefächerte Version für den Vertikal-/Glide-Mode war die allererste & später kam dann noch eine weitere dazu, gedacht für den Swim-/Horizontal-Mode.
Vielleicht kurz zur Herstellung:
Darüber habe ich lange gegrübelt, obwohl am Ende die Lösung doch recht einfach war.
Ich habe vom hinteren Köderteil + der aufgesteckten Modellflosse eine Form erstellt. Beim Injizieren des Silikons bleibt dann quasi nur noch die Kopie der Flossenaufnahme in der Form und die Gussmasse wandert an die Stelle, wo das Flossenmodell seinen Abdruck hinterlassen hat.
Um die Fehlbissquote zu minimieren, sollte der hintere Haken möglichst weit am Ende liegen, was allerdings auch den Schwerpunkt nach hinten verschieben & das wiederum ungünstig auf das Geleitverhalten wirken würde. Somit musste ich das ausgleichen, doch ohne dabei eine zu schnelle Sinkrate zu schaffen, da er am Ende langsam sinken sollte. Zusätzlich sollte ganz am Ende der Flossenaufnahme unter der späteren Flossenhaut, ein kleiner Haken-Magnet installiert werden.
Die Schwierigkeit war nun, den Schwerpunkt vom hinteren Teil des Köders, dem Bereich um die Hakenöse nach vorn in Richtung des Gelenks zu verschieben, weil das Hinterteil sonst mit der Schwanzflosse zuerst auf Tauchstation gehen würde, dadurch kein wirkliches Gleiten möglich wäre & er letztlich unnatürlich daher kommen würde.
Schwierigkeit deshalb, weil ich schon bei einer Mischung aus 85 % PU-Harz + 15 % Microballons (Auftriebsmittel) angekommen war & das nötige Ballastgewicht, um den Schwerpunkt zu verschieben, in einer zu schnellen Sinkrate des gesamten Hinterteils resultierte. Ich brauchte also rein theoretisch im hinteren Bereich des Hinterteils mehr Auftrieb, um weiter vorn am Gelenk mehr Ballastgewicht verwenden zu können.
Das war aber aufgrund technischer Gegebenheiten unmöglich, da ein noch höherer Anteil an MB's nicht nur die Gussmasse in einen pastösen, nicht mehr gießbaren Zustand gebracht hätte, auch die Dichte hätte sich natürlich weiter verringert & das Material würde spröde & instabil, was sich schon in meinen Tests mit der 15% Mischung zeigen sollte.
Ab einem Gewicht von ~10 kg, dass ich an der hinteren Hakenöse befestigte & anhob, riss die hintere Scharnierhülse am schwächsten Punkt.
Eine Lösung für das Hinterteil musste also her.
Die hatte ich auch bereits parat, da ich so etwas bereits im Vorfeld ahnte.
Die Idee war, den hinteren Teil des Scharniers separat zu gießen, und zwar ohne MB's, nur aus PU, was die nötige Stabilität bringen sollte. Ich fertigte also eine Kopie des Scharniers mit zusätzlichem Anker, erstellte mir eine Form davon und produzierte die ersten Scharnierduplikate. Dieses Teil vergoss ich dann mit dem restlichen Hinterteil.
Das alles war ein Experiment & ich war unsicher, ob es wirklich halten würde, da ich so etwas bisher weder gesehen noch getestet hatte. Doch dieser Einfall sollte sich als goldrichtig herausstellen, denn der anschließende Test hat mich mehr als positiv überrascht & alle Zweifel in kürzester Zeit aufgelöst, denn letztendlich hält es wesentlich mehr, als nötig ist.
Auch das Problem mit dem ungünstigen Schwerpunkt löste sich dadurch. Ich musste nur minimal etwas von dem bereits ermittelten Ballastgewicht an einer Stelle des Hinterteils abziehen und die PU/MB-Mische anpassen, womit sich final dann doch noch die perfekte Sinkrate & Balance einstellen ließ. Daran hätte es aber auch scheitern können, da ich am hinteren Teil kaum Spielraum hatte, noch mehr Auftrieb zu generieren, ohne dabei die Stabilität zu gefährden.
Später habe ich dann verschiedene Sinkraten des Köders intensiv und langwierig gegeneinander verglichen, um das für mich optimale Ballastgewicht, also die ideale Sinkgeschwindigkeit herauszufinden.
Das alles mitten im Winter, in einem kleinen Waldbiotop, was öfters zugefroren war & eine Handvoll kleiner Goldfische beherbergte, die immer mal schauten, was der vermeintliche Artgenosse da seltsames treibt.
Fast so ähnlich wie meine Artgenossen, die mein dortiges Treiben im Vorbeigehen sichtlich fragend beäugten.
Vielleicht lag es aber auch am "Angeln verboten/videoüberwacht"-Schild.
Die Badewanne war für so eine Aktion jedenfalls viel zu klein.
Als dann die Fluss-Saison wieder begann, konnten endlich die praxisnahen Tests unter Realbedingungen starten.
Auch wenn der Alburn sicher zu groß für den Durchschnittsdöbel sein wird, ist es mein zurzeit einzig beangelbares Gewässer.
Es dauerte auch nicht lange, da gab es die ersten vorsichtigen Fehlbisse, aber hängen bleiben wollte lange Zeit keiner. Es war aber auch noch recht frisch in der Saison & der Köder als Beute vielleicht noch zu groß.
Vielleicht waren die Fische auch einfach zu klein.
Jedenfalls beschloss ich dann eine schmalere Flosse zu bauen (siehe Bild oben) um damit hauptsächlich im Swim-Mode (horizontal) zu fischen, der sich als sehr vielseitig herausstellen sollte. So kann ich schnelle Fluchten simulieren o. ganz langsam schwimmend noch unentschlossene Verfolger überzeugen. Ich kann ihn aber auch verführerisch zu den Seiten weg nach unten gleiten lassen, wobei er, wenn er durch lose Schnur genügend Spiel hat, in kreisenden Bahnen nach unten gleitet. Außerdem kann ich ihn durch leichte Schläge in die lose Schnur o. einer zackigen Kurbelumdrehung kurz aufblitzen lassen, während er seitlich abwärts weggleitet. Durch sein langsames Sinkverhalten & das geringe Eigengewicht schwimmt er schon in leichter Strömung beinahe schwerelos & kann dort schwimmend an Hotspots gehalten & weiter animiert werden.
Mit gezielten Schlägen/Zupfern kann man ihn auch etwas auf Tiefe bringen. Im Fluss, in einem beruhigten Bereich habe ich ihn auf geschätzt etwa 1,5 m bekommen. Als Schnur war eine 20er Monofile aufgespult.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass er im Horizontal-Mode wohl am vielseitigsten einsetzbar ist, sich vielleicht auch entspannter fischt & den einen und anderen Meter weiter fliegt.
Fehlbisse sind mit ihm auf der Pirsch nach Döbeln oder Bachforellen bei mir bisher an der Tagesordnung gewesen.
Dennoch hat es ein Winzling irgendwie geschafft, am Kopfdrilling hängen zu bleiben. Die vermeintliche Konkurrenz konnte er wohl nicht dulden o. er wollte aus Gier einfach nur der Erste am auf's Wasser auftreffenden Objektes sein.
Eine BaFo hatte sich zuletzt mehrmals an verschiedenen Tagen (selber Spot) alle Mühe gegeben, hängen zu bleiben. Immer wieder brutalste Attacken ohne sich richtig einzuhaken. Am Ende musste es der mundgerechtere Tight Swimmer in der sinkenden Variante richten. Ein Wurf damit direkt nach dem Fehlbiss auf den Alburn & BATZ, der hat gesessen.
Die größeren Döbel räubern aktuell immer noch nach den winzigen Brutfischen. Mal sehen ob & wann sich diese Saison noch ein Kapitaler damit überlisten lässt. Tendenziell scheint der Alburn schon ein kleines Stück zu groß für sie zu sein, war aber im Ursprung auch für große Seeforellen gedacht.
Ganz großen Respekt für jeden, der sich mein Geschwafel bis hier hin komplett reingezogen hat
Ich hoffe jedenfalls, dass alles verständlich rüber kam, vielleicht auch die eine o. andere nützliche Information dabei war,
ansonsten gerne nachfragen.
Beste Grüße,
Olli