Kurzer Ausflug in die Chemie, der Carbonfaserherstellung und daraus abgeleitete Markennamen =)
Kohlenstoff kommt in seiner elementaren, gediegenen Form in der Natur im Wesentlichen als Graphit und als Diamant vor. Es gibt noch ein paar Exoten wie Fullerene, Chaoit und Lonsdaleit, die haben aber meist etwas mit Blitzen die irgendwo einschlagen oder Meteore die vom Himmel fallen zu tun =)
Der fundamentale Unterschied zwischen Graphit und Diamant, abgesehen vom Preis den ihr zahlt um es der Holden in der von ihr bevorzugten Form an den Finger zu stecken, ist die Art wie sich die Kohlenstoffatome miteinander verbinden und welche Kristallgitter dadurch entstehen.
Im Diamant sind die Orbitale, in denen sich die 4 Aussenelektronen des Kohlenstoffatoms aufhalten, sp3 hybridisiert. Laienhaft ausgedrückt bedeutet das, dass sie energetisch völlig gleichwertig sind und der Kohlenstoff damit 4 gleichwertig starke Bindungen zu den nächsten Kohlenstoffatom eingehen kann, und das in Form eines 3-dimensionalen Tetraeders. Viele Tetraeder aneinandergereiht ergeben dann die Diamantstruktur bzw. den Diamanten.
Beim Graphit sind die Orbitale "nur" sp2 hybridisiert, der Kohlenstoff kann dadurch nur mehr 3 gleichwertige Bindungen eingehen, die dann trigonal in einer 2-dimensionalen Ebene liegen. Die stabilste Struktur die damit möglich ist, ist eine wabenartige Struktur von Sechsecken, die versetzt übereinander gelegt sind. Dadurch lassen sich auch die fundamentalen Unterschiede zum Diamant erklären, wie die schwarze Farbe, die elektrische Leitfähigkeit und die leichte Abreibbarkeit, bzw. das Schmierverhalten. Bekanntes Beispiel aus dem täglichen Leben: die Bleistiftmine.
Wie werden nun Kohlefasern hergestellt? Üblicherweise indem eine polymere Kohlenstoffverbindung pyrolisiert wird, also eine Hochtemperaturbehandlung erhält. Dadurch verflüchtigen sich die ungewollten Elemente (in den meisten Fällen Wasserstoff und/oder Stickstoff) und der Kohlenstoff bleibt über. Geschieht das ganze unter Zugspannung richten sich die übrig gebliebenen Kohlenstoffatome aus und voila man hat eine Kohlenstofffaser.
Macht man das Ganze bei besonders hoher Temperatur (> 1800 °C) spricht die Industrie von "graphitieren", da sich hier die ersten sechseckigen Strukturen, wie oben beschrieben, ausbilden. In Realität erreicht man aber weder den Kohlenstoffgehalt noch die Gitterabstände von echtem Graphit. "Graphitähnlich" wäre somit die bessere Bezeichnung, dürfte sich aber bei der Marketingabteilung nicht durchgesetzt haben =)
Rein theoretisch ist also ein "Graphitblank" mit höheren Anteil an sehr stabiler Kohlenstoffverbindugen untereinander ausgestattet. Ob das aber in der Praxis einen Unterschied macht, das Ganze nur ein Marketing-Gag ist oder am Ende gar aus Herstellungsverfahren abgeleitete Namensbezeichnung ist, wird vermutlich nur jemand beantworten können der so etwas auch herstellt und testet =)