Hallo BA-Comunity!
Da ich erst kürzlich in die Stachler-Gemeinde engetreten bin, erfolgt nun mein erster Beitrag im Form eines kleinen Rückblick auf unserer 4-tägige Winterexkursion in die Niederlande. Ich bin immer noch etwas zitterig in den Fingern. Ob es jetzt die Adrenalinnachwehen, die dezente Erkältung oder die Folgewirkung der Langezeitfehlhaltung ist, vermag ich noch nicht zu sagen. Eine Mischung aus allem triffts ganz gut aber später mehr dazu.
Zugegeben, die Aussichten waren miserabel, dies aber dafür vom Feinsten. An 3/4 Tagen hatten wir laue Winterbrisen bis 5 Bft mit böigen Ausrastern, die am letzten Tag einen nicht selten mal zum "Windausgleichen" zwangen. Dazu bester nordischer Sprühregen und Luftdruckschwankungen in höheren Amplituden. Immer wieder verwunderlich, welchen Bedingungen eine ungebremste Angelmotivation doch Herr werden kann. Fakt ist, wir waren motiviert bis in die Haarspitzen.
Unsere Vorbereitungen waren überschaubar. Visspass online bestellt (32 incl Versand), Hostel und Fernbustickets gebucht, mit ner Camo-Bestellung die Tacklelücken gefüllt und letztendlich alles verstaut und die vier Ruten von Nicho und mir in das PVC Baumarktrohr geschoben. An der Stelle kurz OT und beste Grüße an Don Dietel. Benutze mein geliebtes Rohr zwar schon sehr lange (Hat bis jetzt Frankreich, Island und diverese Welssessions überlebt) aber die Idee mit dem Golftrolley finde ich spitze! Nochmal Danke dafür!
Nachdem wir eingecheckt hatten und mit den Ruten an den Grachten im Zentrum standen, konnte es also losgehen. Erster Wurf mit der neuen Rute und Rums, ein 20er Barsch verpasste meiner neuen Light Combo und unserem Trip einen Start nach Maß.
Wenn die Rute beim allerersten Wurf Fisch bringt, kann einem so ein Grinsen keiner verdenken.
Nachdem wir die folgenden zwei Stunden die Grachten ohne Aktion (bis auf ein paar wilde, hektische Einkurbler beim unerwarteten Auftauchen von den durchaus zackigen Gondeln) abgefischt hatten, beschlossen wir es in tieferen Bereichen rund um den Bahnhof zu versuchen. Dort stellten wir zu unserer Überraschung fest, dass Köpfchen bis 5 gr. absolut ausreichend waren. Nach ausgiebiger Werferei beschlossen wir es den einheimischen "Streetern" nachzumachen und das Tempo mal gewaltig zu drosseln. Es sollte sich herausstellen, dass die Fische zum größten Teil auf mega langsame Führung standen, was wohl auch den meteorologischen Bedingungen zuzuschreiben war. Jedenfalls schoben wir uns also schon am ersten Tag in Zeitlupe an den Kanten und Anlegern entlang. Immer darauf bedacht, keine zu hektischen Bewegungen in unserer Baits zu bringen. Nach mehreren Micro Zandern bis 25 cm gab es allerdings gegen nachmittag noch einen netten Rumms in 6 m Wassertiefe auf meinen Fin-S und heraus kam unser aller heissgeliebtes Zielobjekt. Mit 38cm auch kein ganz schlechter.
Auffällig bei allen Fischen war die recht blasse Flossenfärbung und die fast nicht existenten Streifen.
Erledigt von der Nachtfahrt, gönnten wir uns abends ein wenig das Cityleben und ergötzten uns bei einem Bierchen am Anblick des florierenden Tourismus. Beim Gespräch mit anderen Hostelgästen war man auch immer wieder erstaunt. Wir schienen als Angelurlauber, die das Nachtleben ob der 12 stündigen täglichen Angeltouren eher mieden, doch wahre Exoten darzustellen. Soviel konnte man jedenfalls dem Gesichtsausdruck und dem Kopfschütteln eines Koreaners entnehmen, der einzig und allein der liberalen Drogenpolitik der Niederlande zuliebe das Land bereist hatte. Jedem seine Lieblingsbeschäftigung, ich habe mich allerdings eher für Tock statt Bong entschieden
Am Tag darauf wollten wir einen Fluss befischen, was sich allerdings als völliger Flop herausstellte, da es weder Strömung noch uns bekannte Struktur gab, an die wir uns festhalten konnten. Kann man getrost als ordentlichen Research-Fehler verbuchen.
Zwischenfazit Tag 2: 7 km beangelt, 8 Köder abgerissen und ca 4 Stunden Lehrstunde bekommen. Mund abputzen, auf die Fähre und weiter gehts! Übrigens: Die Fähren in Amsterdam sind für jeden frei zugänglich (also kostenlos), fahren in 5 minütigem Abständen und ermöglichen es auch, in kurzer Zeit viele verschieden Stellen zu besuchen. Schlau, wer sich noch ein Fahrrad dazu mietet, damit ist man natürlich wesentlich mobiler.
Auch die Wollies mögen den Bubblegum Swing Impact...im Drill leicht mit Plastiktüten zu verwechseln, die sich in den Gewässern um Amsterdam auch sehr wohl fühlen. Schonendes CundR versteht sich...
So steuerten wir für die zweite Tageshälfte also einen Platz an, der aus einem sehr langen Schiffsanleger bestand. Mit Wassertiefen bis zu 7 Metern. Dort bekamen wir auf geworfene Gummis (nach wie vor maximal 7 gr benötigt) auch bald Bisse und nach zehn Minuten hatten wir die ersten zwei Zander (ich meine natürlich Kleinzander bis 40 cm) auf dem Tageskonto. Das tat gut, ganz besonders nach der morgendlichen Durststrecke und zumal unserer Motivation unter dem Vormittagserlebnis und dem denkbar schlechten Wetter etwas gelitten hatte. Die erhofften harten Bisse blieben jedoch aus und bestätigten uns nochmals die erschwerten Bedingungen, da wir statt „Tocks“ zu begin wohl eher die klassischen „Ticks“-Schwanzbeisserchen hatten. Das einschneidende Erlebnis war jedoch als wir einen Niederländer beim meisterlichen „Kantikalen“ beobachten durften. Während wir zwei Zander fingen, legte er mal kurz 8 auf die Schuppen. Wir mussten etwas bemitleidenswert gewirkt haben oder er war schlichtweg nur ein sehr sozialer Angler, jedenfalls begrüßte er uns freundlich und erkundigte sich nach den Fängen.
Zander dieser Größe gibt es Unmengen. Wer die größeren will, "muss" sich jedoch durchangeln.....echt schrecklich.
„Amsterdam ist quasi die Hauptstadt der Dropshotter. Gerade bei diesen Bedingungen musst du dein DS System eigentlich nur am Grund halten. Wir nennen das Kantikalen. Der Wind und vorsichtige kleine Schritte geben dem Köder ausreichend Bewegung!“ Neugierig hörten wir zu, doch er brachte den nächsten Satz nicht zu Ende. Statt dessen hob er Zander Nummer 9 die Kaimauer hoch. Zwar bin auch ich großer Freund des Shottens, jedoch waren wir primär jiggend auf Spotsuche die ersten zwei Tage und hatten diese Winterdisziplin sträflichst vernachlässigt. Die nächsten Tage sollte sich dies jedoch ändern.
Schiffsanleger sind immer ein Versuch wert. Empfohlen wird "Kantikalen". Sieht zwar für Außenstehende aus, als ob man kurz vorm Erbrechen an der Mauer steht, fängt aber!
Mittlerweile war es 15 Uhr und auf der Mole verteilten sich etwa 8 Angler (8 einheimische Dropshotter wohlbemerkt….) die, erfreulicherweise genauso wie wir, alle ihre Fische fingen…..und wieder schwimmenließen. Ein derart stark frequentierter Spot würde in unseren Gefilden und bei unserer Abschlagpolitik wohl wesentlich unproduktiver sein und schnell in die Knie gehen, werfe ich jetzt mal in den Raum. Doch zum CundR später noch ein kleines Erlbenis.
Erkenntis des Trips war jedenfalls: Weniger Bewegung ist mehr und so kam es, dass Nicho und ich auf einer Bank saßen, Fischbrötchen aßen und nebenbei kantikalten (besagtes Slo-Mo-Shotten, kann auf als "Was kahlen an der Kante" bezeichnte werden). Das Curiosium beim Essen einen Zander fangen zu dürfen, folgte natürlich prompt.
Einer der wenigen 50er die wir fingen. Beim Essen von "Kibbeling med sauce" jedoch umso schöner.
Als es dunkler wurde traten wir um einige Erkenntnisse reicher und leicht verfrostet nach 12 h angeln den Heimweg an.
Am dritten Tag stürmte es noch stärker aber die Sonne schenkte uns ein paar Strahlen. Zunächst fuhren wir zum Spot des Vorabends, jedoch schien dieser nur am Nachmittag zu laufen und so machten wir uns auf (wie es unser eigentliches Amsterdam Vorhaben war), um neue Spots zu finden. Mittlerweile hatte sich Michi aus der Schweiz zu uns gesellt. Er hatte eigentlich ein Guiding an dem Tag, welches jedoch wegen Sturm ausfiel. Er kannte eine Stelle im Osten der Stadt, wo man vom Ufer bis zu 12m tiefes Wasser befischen konnte. Nach einer halben Stunde waren wir dort und bekamen auch bald die ersten Anfasser. Allerdings in so zaghaftem Ausmaß, dass wir keinen Biss verwerten konnten. Außer der Michi, der uns auf den dritten Wurf einen schönen end40er Barschmobbel zeigte. Auf die Frage ob er ein Foto wolle…..“Vielen Dank aber ich verzichte. Will nicht arrogant klingen aber beim Guiding gestern hatte ich 16 Stück in der Größe“. Nachdem wir unseren Kiefer wieder aufgehoben hatten, konnte weitergeangelt werden.
Dann trat die Mittagsflaute ein, wir beschlossen Mittag zu essen und Michi machte sich auf die Heimreise. Da der Wind mittlerweile stark zugenommen hatte und ein Fischen bei 70 km/h Böen praktisch nicht mehr möglich war, ließen wir den Abend im Zentrum bei ein paar Bierchen gemütlich ausklingen und machten uns Gedanken über den letzten anstehenden Tag.
Kantikalen geht auch in Kauerstellung. In diesem Fall eher rücken- und windbedingt. Die ergonomische Körperhaltung beim Kantikalen, sollte man seinem Physio wohl eher vorenthalten...oder einfach mehr trainieren.
Nach einer guten Mütze Schlaf, starteten wir hochmotiviert los zu unseren bereits bekannten Plätzen. Der Wind blies nach wie vor aus allen Löchern und wir suchten uns einen neuen Schiffsanleger, wo wir in der Lee-Seite der Schiffe versuchten unser Dropshot so ruhig, wie irgendwie möglich anzubieten. Beim Spotwechsel sahen wir aus der Ferne dann einen Angler auf einem langen Steg stehen, der offensichtlich heftig jiggte….nein! Unmöglich! Das vermeintliche aggressive Jiggen war ein Anhieb, dem auch kurz danach ein Zander folgte. Natürlich auf Dropshot…Wir sprachen ihn an und er lud uns äußerst freundlich auf seinen Steg ein. Fischneid oder so scheint in diesen anglerisch aufgeklärten Gefilden durchaus noch ein Fremdwert zu sein….paradiesisch. Er erklärte uns, dass wir das DS mit einem 25 gr Blei versehen sollten und dann so weit wie möglich Richtung Flußmitte zu feuern. Gesagt getan, und nach dem dritten vorsichtigen Anlupfen ZACK, Einschlag in ca 40 m Entfernung. So konnten wir am letzten Tag dann noch ein paar schöne Stachler erwischen. Abschließend kam dann noch die Politije vorbei, um unserer Angelkarten zu kontrollieren. Auf die Frage „Haben Sie etwas gefangen?“ Antworteten wir mit breitem Grinsen "Ja", worauf sofort die noch eindringlicherer Frage folgte. „Haben sie die Fische entnommen?“ Wir verneinten und augenblicklich entspannte sich das Gesicht des Mannes in Blau. „Dann ist alle in Ordnung. Viel Spaß noch und weiter viele Fische in Amsterdam!“ Es folgte erneutes Kiefereinsammeln aufm Steg. Man soltle vielleicht noch Anmerken, dass Nicho vor zwei Jahren in Görmany noch 120 Euro für das Releasen eines 80er Rapfens bezahlen musste...
So sollte Polizeiarbeit am Wasser aussehen.
Als Fazit kann man sagen, dass man die Fische auch in den Niederlanden nicht geschenkt bekommt. Die Hinweise von Klaus von fishon.de (vielen Dank nochmal an der Stelle für die wertvollen/fischigen Tipps!! Schaut euch seine Videos an, da ist ein Könner mit gutem Musikgeschmack am Werk!) dass 90% der Fische auf 10% der Fläche verteilt waren, traf voll zu. So brachten es die Umstände mit sich, dass wir zwar unserer Fische fingen aber keinesfalls den ganzen Tag gedrillt wurde. Auch fingen wir nur ganz wenige Fische in flacherem Wasser als 5 Meter und das Gros tummelte sich auf 8-10 Metern. Logisch, war ja auch sau kalt.
Denoch: Wer viel Strecke macht, sich mit ein paar Locals des "Hengelsport" gut versteht und lernfähig ist, der wird auch im tiefsten Winter bei widrigsten Bedingungen seine Fische fangen. Wir kommen auf jeden Fall wieder, da das Potential und die dortige Biomasse sich in vielfältigster Weise (Menge an Anglern, Bissfrequenz, etc etc) bemerkbar machte.
Wünsche euch allen ne gediegene Schonzeit!
Grüße Simon
Da ich erst kürzlich in die Stachler-Gemeinde engetreten bin, erfolgt nun mein erster Beitrag im Form eines kleinen Rückblick auf unserer 4-tägige Winterexkursion in die Niederlande. Ich bin immer noch etwas zitterig in den Fingern. Ob es jetzt die Adrenalinnachwehen, die dezente Erkältung oder die Folgewirkung der Langezeitfehlhaltung ist, vermag ich noch nicht zu sagen. Eine Mischung aus allem triffts ganz gut aber später mehr dazu.
Zugegeben, die Aussichten waren miserabel, dies aber dafür vom Feinsten. An 3/4 Tagen hatten wir laue Winterbrisen bis 5 Bft mit böigen Ausrastern, die am letzten Tag einen nicht selten mal zum "Windausgleichen" zwangen. Dazu bester nordischer Sprühregen und Luftdruckschwankungen in höheren Amplituden. Immer wieder verwunderlich, welchen Bedingungen eine ungebremste Angelmotivation doch Herr werden kann. Fakt ist, wir waren motiviert bis in die Haarspitzen.
Unsere Vorbereitungen waren überschaubar. Visspass online bestellt (32 incl Versand), Hostel und Fernbustickets gebucht, mit ner Camo-Bestellung die Tacklelücken gefüllt und letztendlich alles verstaut und die vier Ruten von Nicho und mir in das PVC Baumarktrohr geschoben. An der Stelle kurz OT und beste Grüße an Don Dietel. Benutze mein geliebtes Rohr zwar schon sehr lange (Hat bis jetzt Frankreich, Island und diverese Welssessions überlebt) aber die Idee mit dem Golftrolley finde ich spitze! Nochmal Danke dafür!
Nachdem wir eingecheckt hatten und mit den Ruten an den Grachten im Zentrum standen, konnte es also losgehen. Erster Wurf mit der neuen Rute und Rums, ein 20er Barsch verpasste meiner neuen Light Combo und unserem Trip einen Start nach Maß.
Wenn die Rute beim allerersten Wurf Fisch bringt, kann einem so ein Grinsen keiner verdenken.
Nachdem wir die folgenden zwei Stunden die Grachten ohne Aktion (bis auf ein paar wilde, hektische Einkurbler beim unerwarteten Auftauchen von den durchaus zackigen Gondeln) abgefischt hatten, beschlossen wir es in tieferen Bereichen rund um den Bahnhof zu versuchen. Dort stellten wir zu unserer Überraschung fest, dass Köpfchen bis 5 gr. absolut ausreichend waren. Nach ausgiebiger Werferei beschlossen wir es den einheimischen "Streetern" nachzumachen und das Tempo mal gewaltig zu drosseln. Es sollte sich herausstellen, dass die Fische zum größten Teil auf mega langsame Führung standen, was wohl auch den meteorologischen Bedingungen zuzuschreiben war. Jedenfalls schoben wir uns also schon am ersten Tag in Zeitlupe an den Kanten und Anlegern entlang. Immer darauf bedacht, keine zu hektischen Bewegungen in unserer Baits zu bringen. Nach mehreren Micro Zandern bis 25 cm gab es allerdings gegen nachmittag noch einen netten Rumms in 6 m Wassertiefe auf meinen Fin-S und heraus kam unser aller heissgeliebtes Zielobjekt. Mit 38cm auch kein ganz schlechter.
Auffällig bei allen Fischen war die recht blasse Flossenfärbung und die fast nicht existenten Streifen.
Erledigt von der Nachtfahrt, gönnten wir uns abends ein wenig das Cityleben und ergötzten uns bei einem Bierchen am Anblick des florierenden Tourismus. Beim Gespräch mit anderen Hostelgästen war man auch immer wieder erstaunt. Wir schienen als Angelurlauber, die das Nachtleben ob der 12 stündigen täglichen Angeltouren eher mieden, doch wahre Exoten darzustellen. Soviel konnte man jedenfalls dem Gesichtsausdruck und dem Kopfschütteln eines Koreaners entnehmen, der einzig und allein der liberalen Drogenpolitik der Niederlande zuliebe das Land bereist hatte. Jedem seine Lieblingsbeschäftigung, ich habe mich allerdings eher für Tock statt Bong entschieden
Am Tag darauf wollten wir einen Fluss befischen, was sich allerdings als völliger Flop herausstellte, da es weder Strömung noch uns bekannte Struktur gab, an die wir uns festhalten konnten. Kann man getrost als ordentlichen Research-Fehler verbuchen.
Zwischenfazit Tag 2: 7 km beangelt, 8 Köder abgerissen und ca 4 Stunden Lehrstunde bekommen. Mund abputzen, auf die Fähre und weiter gehts! Übrigens: Die Fähren in Amsterdam sind für jeden frei zugänglich (also kostenlos), fahren in 5 minütigem Abständen und ermöglichen es auch, in kurzer Zeit viele verschieden Stellen zu besuchen. Schlau, wer sich noch ein Fahrrad dazu mietet, damit ist man natürlich wesentlich mobiler.
Auch die Wollies mögen den Bubblegum Swing Impact...im Drill leicht mit Plastiktüten zu verwechseln, die sich in den Gewässern um Amsterdam auch sehr wohl fühlen. Schonendes CundR versteht sich...
So steuerten wir für die zweite Tageshälfte also einen Platz an, der aus einem sehr langen Schiffsanleger bestand. Mit Wassertiefen bis zu 7 Metern. Dort bekamen wir auf geworfene Gummis (nach wie vor maximal 7 gr benötigt) auch bald Bisse und nach zehn Minuten hatten wir die ersten zwei Zander (ich meine natürlich Kleinzander bis 40 cm) auf dem Tageskonto. Das tat gut, ganz besonders nach der morgendlichen Durststrecke und zumal unserer Motivation unter dem Vormittagserlebnis und dem denkbar schlechten Wetter etwas gelitten hatte. Die erhofften harten Bisse blieben jedoch aus und bestätigten uns nochmals die erschwerten Bedingungen, da wir statt „Tocks“ zu begin wohl eher die klassischen „Ticks“-Schwanzbeisserchen hatten. Das einschneidende Erlebnis war jedoch als wir einen Niederländer beim meisterlichen „Kantikalen“ beobachten durften. Während wir zwei Zander fingen, legte er mal kurz 8 auf die Schuppen. Wir mussten etwas bemitleidenswert gewirkt haben oder er war schlichtweg nur ein sehr sozialer Angler, jedenfalls begrüßte er uns freundlich und erkundigte sich nach den Fängen.
Zander dieser Größe gibt es Unmengen. Wer die größeren will, "muss" sich jedoch durchangeln.....echt schrecklich.
„Amsterdam ist quasi die Hauptstadt der Dropshotter. Gerade bei diesen Bedingungen musst du dein DS System eigentlich nur am Grund halten. Wir nennen das Kantikalen. Der Wind und vorsichtige kleine Schritte geben dem Köder ausreichend Bewegung!“ Neugierig hörten wir zu, doch er brachte den nächsten Satz nicht zu Ende. Statt dessen hob er Zander Nummer 9 die Kaimauer hoch. Zwar bin auch ich großer Freund des Shottens, jedoch waren wir primär jiggend auf Spotsuche die ersten zwei Tage und hatten diese Winterdisziplin sträflichst vernachlässigt. Die nächsten Tage sollte sich dies jedoch ändern.
Schiffsanleger sind immer ein Versuch wert. Empfohlen wird "Kantikalen". Sieht zwar für Außenstehende aus, als ob man kurz vorm Erbrechen an der Mauer steht, fängt aber!
Mittlerweile war es 15 Uhr und auf der Mole verteilten sich etwa 8 Angler (8 einheimische Dropshotter wohlbemerkt….) die, erfreulicherweise genauso wie wir, alle ihre Fische fingen…..und wieder schwimmenließen. Ein derart stark frequentierter Spot würde in unseren Gefilden und bei unserer Abschlagpolitik wohl wesentlich unproduktiver sein und schnell in die Knie gehen, werfe ich jetzt mal in den Raum. Doch zum CundR später noch ein kleines Erlbenis.
Erkenntis des Trips war jedenfalls: Weniger Bewegung ist mehr und so kam es, dass Nicho und ich auf einer Bank saßen, Fischbrötchen aßen und nebenbei kantikalten (besagtes Slo-Mo-Shotten, kann auf als "Was kahlen an der Kante" bezeichnte werden). Das Curiosium beim Essen einen Zander fangen zu dürfen, folgte natürlich prompt.
Einer der wenigen 50er die wir fingen. Beim Essen von "Kibbeling med sauce" jedoch umso schöner.
Als es dunkler wurde traten wir um einige Erkenntnisse reicher und leicht verfrostet nach 12 h angeln den Heimweg an.
Am dritten Tag stürmte es noch stärker aber die Sonne schenkte uns ein paar Strahlen. Zunächst fuhren wir zum Spot des Vorabends, jedoch schien dieser nur am Nachmittag zu laufen und so machten wir uns auf (wie es unser eigentliches Amsterdam Vorhaben war), um neue Spots zu finden. Mittlerweile hatte sich Michi aus der Schweiz zu uns gesellt. Er hatte eigentlich ein Guiding an dem Tag, welches jedoch wegen Sturm ausfiel. Er kannte eine Stelle im Osten der Stadt, wo man vom Ufer bis zu 12m tiefes Wasser befischen konnte. Nach einer halben Stunde waren wir dort und bekamen auch bald die ersten Anfasser. Allerdings in so zaghaftem Ausmaß, dass wir keinen Biss verwerten konnten. Außer der Michi, der uns auf den dritten Wurf einen schönen end40er Barschmobbel zeigte. Auf die Frage ob er ein Foto wolle…..“Vielen Dank aber ich verzichte. Will nicht arrogant klingen aber beim Guiding gestern hatte ich 16 Stück in der Größe“. Nachdem wir unseren Kiefer wieder aufgehoben hatten, konnte weitergeangelt werden.
Dann trat die Mittagsflaute ein, wir beschlossen Mittag zu essen und Michi machte sich auf die Heimreise. Da der Wind mittlerweile stark zugenommen hatte und ein Fischen bei 70 km/h Böen praktisch nicht mehr möglich war, ließen wir den Abend im Zentrum bei ein paar Bierchen gemütlich ausklingen und machten uns Gedanken über den letzten anstehenden Tag.
Kantikalen geht auch in Kauerstellung. In diesem Fall eher rücken- und windbedingt. Die ergonomische Körperhaltung beim Kantikalen, sollte man seinem Physio wohl eher vorenthalten...oder einfach mehr trainieren.
Nach einer guten Mütze Schlaf, starteten wir hochmotiviert los zu unseren bereits bekannten Plätzen. Der Wind blies nach wie vor aus allen Löchern und wir suchten uns einen neuen Schiffsanleger, wo wir in der Lee-Seite der Schiffe versuchten unser Dropshot so ruhig, wie irgendwie möglich anzubieten. Beim Spotwechsel sahen wir aus der Ferne dann einen Angler auf einem langen Steg stehen, der offensichtlich heftig jiggte….nein! Unmöglich! Das vermeintliche aggressive Jiggen war ein Anhieb, dem auch kurz danach ein Zander folgte. Natürlich auf Dropshot…Wir sprachen ihn an und er lud uns äußerst freundlich auf seinen Steg ein. Fischneid oder so scheint in diesen anglerisch aufgeklärten Gefilden durchaus noch ein Fremdwert zu sein….paradiesisch. Er erklärte uns, dass wir das DS mit einem 25 gr Blei versehen sollten und dann so weit wie möglich Richtung Flußmitte zu feuern. Gesagt getan, und nach dem dritten vorsichtigen Anlupfen ZACK, Einschlag in ca 40 m Entfernung. So konnten wir am letzten Tag dann noch ein paar schöne Stachler erwischen. Abschließend kam dann noch die Politije vorbei, um unserer Angelkarten zu kontrollieren. Auf die Frage „Haben Sie etwas gefangen?“ Antworteten wir mit breitem Grinsen "Ja", worauf sofort die noch eindringlicherer Frage folgte. „Haben sie die Fische entnommen?“ Wir verneinten und augenblicklich entspannte sich das Gesicht des Mannes in Blau. „Dann ist alle in Ordnung. Viel Spaß noch und weiter viele Fische in Amsterdam!“ Es folgte erneutes Kiefereinsammeln aufm Steg. Man soltle vielleicht noch Anmerken, dass Nicho vor zwei Jahren in Görmany noch 120 Euro für das Releasen eines 80er Rapfens bezahlen musste...
So sollte Polizeiarbeit am Wasser aussehen.
Als Fazit kann man sagen, dass man die Fische auch in den Niederlanden nicht geschenkt bekommt. Die Hinweise von Klaus von fishon.de (vielen Dank nochmal an der Stelle für die wertvollen/fischigen Tipps!! Schaut euch seine Videos an, da ist ein Könner mit gutem Musikgeschmack am Werk!) dass 90% der Fische auf 10% der Fläche verteilt waren, traf voll zu. So brachten es die Umstände mit sich, dass wir zwar unserer Fische fingen aber keinesfalls den ganzen Tag gedrillt wurde. Auch fingen wir nur ganz wenige Fische in flacherem Wasser als 5 Meter und das Gros tummelte sich auf 8-10 Metern. Logisch, war ja auch sau kalt.
Denoch: Wer viel Strecke macht, sich mit ein paar Locals des "Hengelsport" gut versteht und lernfähig ist, der wird auch im tiefsten Winter bei widrigsten Bedingungen seine Fische fangen. Wir kommen auf jeden Fall wieder, da das Potential und die dortige Biomasse sich in vielfältigster Weise (Menge an Anglern, Bissfrequenz, etc etc) bemerkbar machte.
Wünsche euch allen ne gediegene Schonzeit!
Grüße Simon