thomas
Master-Caster
- Registriert
- 26. Januar 2004
- Beiträge
- 645
- Punkte Reaktionen
- 44
- Alter
- 60
- Ort
- Löhnberg/Hessen
- Website
- lahnfischer.blogspot.com
[align=center]Hi @ all,
nach einer ereignisreichen Woche (bin Opa geworden) startete ich Mittwoch Abend zu meiner langersehnten 1. Boddentour nach Kinnbackenhagen in der Nähe von Barhöft am Kubitzer Bodden.
Zuerst schnell nach Witten gefahren, dort meinen Mitstreiter Frank eingesammelt und dann waren es nur noch gute 600 Kilometer, die uns von den erhofften Meterhechten trennten.
Gebucht hatten wir die 4 Tage Guiding inkl. Ferienwohnung bei Jörg Schütt.
Da wir reichlich Zeit hatten, fuhren wir recht gemütlich und waren schon gegen 6.00 Uhr vor Ort.
Wir hatten gerade beschlossen, noch ein Stündchen im Auto zu schlafen, als es ans Autofenster klopfte. Jörg hatte uns vorfahren hören, begrüßte uns und schloss uns die Ferienwohnung auf, damit wir uns dort, deutlich bequemer als im Auto, noch etwas ausruhen konnten, Startschuss sollte um 8.00 Uhr sein.
Wirklich einschlafen konnte ich trotz der durchfahrenen Nacht nicht, aber ein wenig dösen in Vorfreude auf das, was da hoffentlich kommen sollte, war schon hilfreich.
Pünktlich standen wir im Hof und los ging das Zusammenpacken diverser Ruten und Köderboxen. Wir hätten mit unseren Sachen wohl einen kleineren Raubfischangelladen locker erstausstatten können.
Jörgs Boot liegt, wie die Ferienwohnungen auch, direkt an seinem Haus am Wasser, hier ein Blick aus unserer Wohnung:
Also alles schnell auf das Boot geschleppt, und ab ging es aufs Wasser.
Jörg erzählte uns während der Fahrt von den teils recht guten Fängen der letzten Wochen, erwähnte aber auch gleich, das der Erfolg doch recht wetterabhängig ist und es war für den Nachmittag und Abend schon Sturm angesagt.
Egal, wir waren geil auf Fisch und ruckzuck war der erste Spot angefahren. Es handelte sich hierbei um eine Kante, die steil von 4 auf 7 Meter abfiel und Dank Echolot und Kartenplotter punktgenau angefahren wurde. Schnell war der Anker abgelassen und die Kante lag perfekt in Wurfweite.
Zum Einsatz kamen zunächst 15er Gummifische am 30-Gramm-Jig und diese flogen alsbald in die fängige Zone.
Es sollte nur wenige Würfe dauern, bis uns Jörg eindrucksvoll demonstrierte, was uns hier erwarten könnte:
Jörgs Gufi trudelte die Kante herunter, als er einen wuchtigen Anhieb setzte und mit zum Halbkreis gebogener Rute neben mir stand. Er war sich erst selbst nicht sicher, ob er nicht einen Hänger hätte, aber nach kurzem Zweifeln setzte sich dieser langsam aber sicher in Bewegung.
Jörg rief sofort Großfisch und wir holten inm Eiltempo unsere Köder ein und beobachteten gespannt den Drill, der sich nun entwickelte.
Es dauerte lange bange Minuten, in denen Jörg den Fisch Meter auf Meter heranpumpen konnte und er versicherte uns, das muß ein 20-Kilo-Fisch sein, so einen starken Widerstand hätte selbst er hier noch nicht erlebt. Irgendwann schließlich kam etwa 10 Meter vor dem Boot ein riesiger Schatten an die Oberfläche, doch seltsamer Weise sah das eher aus wie ein Hammerhai.
Schließlich erkannten wir, was Jörg da an die Oberfläche pumpte...
Ein gigantischer Hecht ü130, der einen größeren Zander quer im Maul hatte. Der Haken saß nicht etwa im Hecht, sondern im Schwanz des Zanders und just in dem Moment, als der Hecht an die Oberfläche kam und uns erblickte, öffnete er das Maul, ließ den Zander los und verschwand mit einem riesen Schwall in den dunklen Tiefen.
Ein Vermessen des dann problemlos gelandeten Zanders ergab 65 cm, die Bißwunden waren sagenhafte 19 cm breit!
Jörg war zunächst echt fertig und konnte es nicht fassen, wäre dieser Hecht doch sein absoluter Rekordfisch gewesen. Wir rekapitulierten kurz und kamen dann zu dem Ergebnis, das der Hecht den Zander bereits gepackt haben mußte, als Jörgs Haken im Absinken den Zander am Schwanz erwischte. Der Hecht war einfach nicht bereit, die bereits sicher geglaubte Beute loszulassen und hatte diese während der gesamten Zeit eisern festgehalten. Erst unser Ablick zeigte ihm dann wohl, dass hier doch etwas nicht mit rechten Dingen zugeht...
Später tröstete sich Jörg dann damit, das der Hecht eh nicht regulär gehakt und somit auch kein regulärer Fang gewesen wäre. Ich bin mir aber sicher, er bleibt ihm auf den Fersen und irgendwann kriegt er ihn!
Der Spot brachte dann keine weiteren Kontakte und wir fuhren flacheres Wasser an, wo wir bei noch sehr moderatem Wind den restlichen Angeltag verbringen sollten.
Hier fing Jörg dann recht schnell einen Hecht und Zander, was unsere Anspannung weiter steigerte. Gegen 10 Uhr, wir hatten gerade das Boot etwas verlegt gehabt, hatte dann Frank seinen ersten Biß und nach einem heftigem Drill landete sein erster Hecht im Boot.
Unglaublich, aber es war gleich ein prächtiger Schnapszahlmeterhecht von 111 cm, also die Metergrenze locker geknackt, digges Petri...
Es sollte noch ungefähr 2 Stunden dauern, bis auch ich mich endlich entschneidern konnte, plötzlich ging es Schlag auf Schlag. Auf Saltshaker in Mahimahi erhielt ich einen heftigen Biß und kurz darauf konnte ich meinen allerersten Boddenhecht in die Kamera halten, mit 82 cm gar kein schlechter Anfang oder?
Nur kurze Zeit später gleich der nächste Biß direkt am Boot, Übeltäter war dieser Zanderschniepel, der sich den MahiMahi komplett einverleibt hatte...
Hochkonzentriert ging es weiter und nicht einmal 10 Minuten später gab es einen schweren Einschlag in meine Powermesh.
Der Fisch zog ruhig am Grund daher und ich merkte gleich, das ist ein Guter. Als der Fisch das erste Mal am Boot an die Oberfläche kam, war sofort klar, auch mein erster Boddenmeter ist zum Greifen nahe, doch der Fisch gab noch einmal alles und forderte Angler und Gerät. Schließlich konnte Jörg ihn aber sicher keschern, meinen Urschrei konnte man sicherlich bis Rügen hören :lol:
Der Fisch wurde schnell vermessen, das Maßband zeigte 109 cm und damit gleichzeitiger neuer PB
Man was war ich happy, erster Tag überhaupt auf den Bodden, gleich einen Meterhecht gefangen und neuen PB aufgestellt. Selbstverständlich ist das auch hier nicht und es bewahrheitet sich wieder einmal der alte Spruch: Das Glück ist ein Rindvieh und sucht sich seinesgleichen
Nur wenige Würfe später gab es dann als Zugabe noch einen weiteren Zander...
und damit den 4. Fisch innerhalb von einer knappen halben Stunde für mich. Da hatte der MahiMahi seinem Beinamen als Fangsau mal wieder alle Ehre gemacht.
Der Wind nahm nun ständig und beständig zu und es wurde immer ungemütlicher und ruppiger auf dem Wasser, auch die Fische wollten nicht mehr recht mitspielen.
Gegen 15.30 Uhr brachen wir dann das Angeln ab und fuhren zurück. Schnell einen Supermarkt angefahren, etwas eingekauft, in einem Restaurant etwas gegessen und schon gegen 19.00 Uhr fiel ich totmüde ins Bett.
Der nächste Morgen, übrigens mein Geburtstag, begrüßte uns mit einem starken Sturm, der aber bald abflauen sollte.
Gegen 11.00 Uhr liefen wir schließlich aus und fuhren erst einmal wieder die vom Vortag bereits bekannte Kante an.
Nach ca. einer Stunde, Frank hatte bereits gepunktet, kassierte ich einen knallharten Fehlbiss auf einen 15er Kopyto in der Farbe Motoroilglitter.
Mein 9 Kilo-7Strand sah danach aus wie ein Korkenzieher und Jörg mahnte mich an, Vorfachmäßig aufzurüsten. Große Boddenhechte seinen äußerst kampfstark und 20 Kilo Tragkraft wären für die Muttis schon nötig.
Also umgerüstet auf ein 40-LBs Titanvorfach und weiter die Kante angeworfen. Kurz darauf dann der nächste Biss, dessen Verursacher dieser feine 87er Hecht war...
Der Wind ließ nun stetig nach und wir fuhren wieder flacheres Wasser an. Diese Fläche läßt sich laut Jörg nur bei wenig Wind gut beangeln und hatte uns doch gestern schon 2 schöne Meterfische gebracht, also ging es hochmotiviert ans Werk. Dieses Mal kamen nicht nur Gummis, sondern auch Wobbler und co. zum Einsatz.
Es sollte nach dem 87er jedoch geschlagene 4 Stunden dauern, bis ich auf einen 15 cm Fox-Gufi im Barschdesign wieder Fischkontakt erhalten sollte. Nach wiederum heftigem Einschlag in einer Absinkphase nach dem Anjiggen (fast alle Bisse kamen wirklich knallhart) und hartem Drill konnte Jörg meinen Geburtstagsmeterhecht keschern.
Zwar kein neuer PB, aber mit immerhin 103 cm und damit 3 cm über meinem alten Lahn-PB liegend, war das ein echter Grund zur Freude...
Nun schienen sich die Ereignisse vom Vortag zu wiederholen, ich bekam in schneller Folge mehrere Bisse. Zunächst stieg ein mittlerer Hecht ein, der sich aber im Drill verabschiedete. Dann gab es 2 Fehlbisse und kurz darauf kam wieder ein Zander an Board.
Der Wind war mittlerweile komplett eingeschlafen und der Bodden lag vor uns wie ein Brett, dazu schien die Sonne, eine echte Traumkulisse also.
Ich wechselte auf einen 22er Fox-Shad in Farbe Glitterbug. Bei dem ziemlich klaren Wasser und der immer noch scheinenden Sonne schien mir der doch eher dunkle Köder mit seinem reflektierenden Mittelstreifen der rechte Köder zu sein.
Schnell war der Köder mit einem System aus 2 2/0er Drillingen am 12,7 Kilo tragenden 7Strand montiert und klatschte aufs Wasser. Es sollte nur wenige Würfe dauern, als ich einen Hammerbiss bekam, bei dem die Powermesh nach dem Anschlag zum Halbkreis gebogen stand. Nach 2-3 Sekunden Stillstand ging ein mächtig heißer Tanz los, Jörg verkündete sofort nach einem Blick auf meine Rute Großhechtalarm. Der Hecht schlug so heftig am Grund, dass es mir die Rute mehrfach fast bis auf das Wasser herunter riss. So etwas hatte ich von einem Hecht noch nicht erlebt, aber Waller gibt es hier nun einmal nicht. Der Hecht zog nun bedächtig am Grund entlang und ich konnte ihn langsam aber sicher in Richtung Boot pumpen. Nach ca. 5 Minuten kam er etwa 10 bis 15 Meter seitlich vom Boot an die Oberfläche. Jörg beruhigte mich, der sitzt gut, er schätze die Dame auf mindestens 115 plus, eher aber auf 120 plus x.
Da geschah es plötzlich, dass der Hecht an der Oberfläche das Maul aufriss und seinen mächtigen Schädel immer und immer wieder hin und her schmiss. Urplötzlich war die Schnur schlaff und mit einem riesen Schwall tauchte die große Dame wieder zurück. Ich kurbelte den Köder fassungslos ein und sah dann die Bescherung: Das Stingervorfach war in der Mitte durchgerissen bzw. wie durchgeschniiten.
Ich hätte echt heulen können, aber es half alles nichts. Jörg hatte mich schließlich vorgewarnt, dass 20 Kilo-Vofächer Pflicht sind. Jörg tröstete mich, so gut es ging, da half alles Jammern nicht weiter.
Nach weiterem Umsetzen konnte Jörg dann auf Wobbler einen wunderbar gezeichneten 92er auf Wobbler fangen und die Sonne ging unaufhaltsam unter.
Ich rüstete für die letzten Würfe noch einmal auf Mahimahi um und bekam wirklich mit quasi dem letzten Wurf noch einen Biß. Als kleine Entschädigung für den Verlust der Oma und als abschließendes Geburtstagsgeschenk durfte ich diesen 98er Prachthecht im letzten Abendrot in die Kamera halten, ein wirklich endgeiles Bild...
So war auch der 2. Tag schnell zu Ende und wurde mit einem guten Essen und ein paar Bierchen abgerundet. Ein wenig wehmütig dachte ich aber schon noch an den Verlust der Hechtoma zurück.
Für die Nacht war ein Wetterwechsel hervorgesagt und der kam auch wirklich mit Macht. Der Wind drehte und kam eiskalt mit Stärken zwischen 5 und 6 aus Richtung Ost.
Wir hatten für die nächsten 2 Tage Andreas, den Neffen von Jörg, mit seinem neuen Boot als Guide, aber der 3. Tag ist schnell erzählt.
Andreas gab sich wirklich alle Mühe, aber bei dem Wind hatte es den Hechten komplett den Hunger verschlagen. Wir kämpften mit hohen Wellen, Böen bis Windstärke 7, starker Strömung, die weder den Anker halten ließ, geschweige denn mit 30-Gramm-Jigs Grundkontakt halten und fuhren schließlich gegen 16.30 fast als Schneider zurück in den Hafen nach Barhöft. Lediglich Andreas hatte 2 kleinere Hechte fangen können, ich hatte den ganzen Tag nicht mal einen Anfasser und Frank nur einen spektakulären Fehlbiss kurz vor dem Boot, bei dem ihm der Hecht die Hauptschnur mit kappte.
Am nächsten Tag war der Wind aber wieder eingeschlafen und bei fast gänzlicher Windstille ging es den letzten Angeltag hinauf aufs Wasser.
Wir hofften inständig, das es den Hechten nicht das Maul vernagelt hatte und klopften verschiedene Spots gewissenhaft ab.
Stefan, der heute als 3. Angler mit auf dem Boot war, konnte schließlich nach ca. 1,5 Stunden auf einen großen Blinker einen Anfang 70er fangen, was uns dann doch etwas Mut machte.
Gegen 12.00 Uhr, wir hatten wieder vor der schon genannten Kante geankert, pflückte sich endlich dieser 94er Hecht meinen, eben diese Kante herunter trudelnden MahiMahi.
An einer etwa 3 Meter tiefen Stelle vor einer Schilfwand wollte ich dann mal einen neuen sinkenden Zam-Wobbler mit blauem Rücken und verchromtem Bauch testen. Der erste Wurf, ich twitchte den Wobbler ans Boot heran, schoss plötzlich wie aus heiterem Hímmel dieser extrem gelb gefärbte Hecht auf den Zam und konnte nach Drill an kurzer Schnur schnell gelandet werden. Einen Hecht mit solcher Gelbfärbung hatte ich noch nie zuvor gesehen, ob das damit zusammen hängt, das der Fisch, wie auf dem Bild zu sehen, auf einem Auge blínd war?
Etwas später befischten wir dann eine tiefe Rinne und als Köder entschied ich mich für einen Saltshaker in der Farbe BlackIce, die der Farbe des Zam doch ziemlich nahe kam. Am 30-Gramm-Jig flog der Köder weit hinaus und nach wenigen Würfen bekam ich tatsächlich einen kräftigen Biss auf den Gummi, den ich aber leider nicht verwerten konnte.
Frank erwischte kurz darauf auf einen ähnlich farbenen Kopyto einen ca. 80er, die Hechte wurden anscheinend aktiv und auch die fängigen Farben standen nun fest. Nach dem nächsten Umsetzen des Bootes erhielt ich den nächsten Biss auf volle Distanz, Verursacher war ein etwa 80er Hecht, der sich aber direkt an der Boardwand des Hakens entledigte.
Zu guter Letzt fing ich nach einem weiteren Stellenwechsel noch diesen 80er auf den BlackIce und dann hieß es auch schon Abschied nehmen von den Bodden.
Hinter uns lagen 4 geile Angeltage mit vielen Höhen, aber auch Tiefen. Es hat einen riesen Spass gemacht und Jörg und Andreas haben wirklich alles gegeben, uns an den Fisch zu bringen. Fangen muss man ihn aber ganz alleine, jeder Fisch will hart erarbeitet sein und Fehler werden sofort gnadenlos bestraft.
Man muß wirklich sehr konzentriert fischen, auch wenn sich lange Zeit nichts getan hat, denn schnell hat man den vielleicht einzigen Biss des Tages oder gar den Traumfisch vergeigt. Auch kann jederzeit das Wetter umschlagen und das Angeln unmöglich machen oder den Fischen das Maul vernageln, damit muss man immer rechnen.
Vielen Dank nochmals an Jörg und Andreas, ihr könnt euch sicher sein, ich komme wieder... [/align]
nach einer ereignisreichen Woche (bin Opa geworden) startete ich Mittwoch Abend zu meiner langersehnten 1. Boddentour nach Kinnbackenhagen in der Nähe von Barhöft am Kubitzer Bodden.
Zuerst schnell nach Witten gefahren, dort meinen Mitstreiter Frank eingesammelt und dann waren es nur noch gute 600 Kilometer, die uns von den erhofften Meterhechten trennten.
Gebucht hatten wir die 4 Tage Guiding inkl. Ferienwohnung bei Jörg Schütt.
Da wir reichlich Zeit hatten, fuhren wir recht gemütlich und waren schon gegen 6.00 Uhr vor Ort.
Wir hatten gerade beschlossen, noch ein Stündchen im Auto zu schlafen, als es ans Autofenster klopfte. Jörg hatte uns vorfahren hören, begrüßte uns und schloss uns die Ferienwohnung auf, damit wir uns dort, deutlich bequemer als im Auto, noch etwas ausruhen konnten, Startschuss sollte um 8.00 Uhr sein.
Wirklich einschlafen konnte ich trotz der durchfahrenen Nacht nicht, aber ein wenig dösen in Vorfreude auf das, was da hoffentlich kommen sollte, war schon hilfreich.
Pünktlich standen wir im Hof und los ging das Zusammenpacken diverser Ruten und Köderboxen. Wir hätten mit unseren Sachen wohl einen kleineren Raubfischangelladen locker erstausstatten können.
Jörgs Boot liegt, wie die Ferienwohnungen auch, direkt an seinem Haus am Wasser, hier ein Blick aus unserer Wohnung:
Also alles schnell auf das Boot geschleppt, und ab ging es aufs Wasser.
Jörg erzählte uns während der Fahrt von den teils recht guten Fängen der letzten Wochen, erwähnte aber auch gleich, das der Erfolg doch recht wetterabhängig ist und es war für den Nachmittag und Abend schon Sturm angesagt.
Egal, wir waren geil auf Fisch und ruckzuck war der erste Spot angefahren. Es handelte sich hierbei um eine Kante, die steil von 4 auf 7 Meter abfiel und Dank Echolot und Kartenplotter punktgenau angefahren wurde. Schnell war der Anker abgelassen und die Kante lag perfekt in Wurfweite.
Zum Einsatz kamen zunächst 15er Gummifische am 30-Gramm-Jig und diese flogen alsbald in die fängige Zone.
Es sollte nur wenige Würfe dauern, bis uns Jörg eindrucksvoll demonstrierte, was uns hier erwarten könnte:
Jörgs Gufi trudelte die Kante herunter, als er einen wuchtigen Anhieb setzte und mit zum Halbkreis gebogener Rute neben mir stand. Er war sich erst selbst nicht sicher, ob er nicht einen Hänger hätte, aber nach kurzem Zweifeln setzte sich dieser langsam aber sicher in Bewegung.
Jörg rief sofort Großfisch und wir holten inm Eiltempo unsere Köder ein und beobachteten gespannt den Drill, der sich nun entwickelte.
Es dauerte lange bange Minuten, in denen Jörg den Fisch Meter auf Meter heranpumpen konnte und er versicherte uns, das muß ein 20-Kilo-Fisch sein, so einen starken Widerstand hätte selbst er hier noch nicht erlebt. Irgendwann schließlich kam etwa 10 Meter vor dem Boot ein riesiger Schatten an die Oberfläche, doch seltsamer Weise sah das eher aus wie ein Hammerhai.
Schließlich erkannten wir, was Jörg da an die Oberfläche pumpte...
Ein gigantischer Hecht ü130, der einen größeren Zander quer im Maul hatte. Der Haken saß nicht etwa im Hecht, sondern im Schwanz des Zanders und just in dem Moment, als der Hecht an die Oberfläche kam und uns erblickte, öffnete er das Maul, ließ den Zander los und verschwand mit einem riesen Schwall in den dunklen Tiefen.
Ein Vermessen des dann problemlos gelandeten Zanders ergab 65 cm, die Bißwunden waren sagenhafte 19 cm breit!
Jörg war zunächst echt fertig und konnte es nicht fassen, wäre dieser Hecht doch sein absoluter Rekordfisch gewesen. Wir rekapitulierten kurz und kamen dann zu dem Ergebnis, das der Hecht den Zander bereits gepackt haben mußte, als Jörgs Haken im Absinken den Zander am Schwanz erwischte. Der Hecht war einfach nicht bereit, die bereits sicher geglaubte Beute loszulassen und hatte diese während der gesamten Zeit eisern festgehalten. Erst unser Ablick zeigte ihm dann wohl, dass hier doch etwas nicht mit rechten Dingen zugeht...
Später tröstete sich Jörg dann damit, das der Hecht eh nicht regulär gehakt und somit auch kein regulärer Fang gewesen wäre. Ich bin mir aber sicher, er bleibt ihm auf den Fersen und irgendwann kriegt er ihn!
Der Spot brachte dann keine weiteren Kontakte und wir fuhren flacheres Wasser an, wo wir bei noch sehr moderatem Wind den restlichen Angeltag verbringen sollten.
Hier fing Jörg dann recht schnell einen Hecht und Zander, was unsere Anspannung weiter steigerte. Gegen 10 Uhr, wir hatten gerade das Boot etwas verlegt gehabt, hatte dann Frank seinen ersten Biß und nach einem heftigem Drill landete sein erster Hecht im Boot.
Unglaublich, aber es war gleich ein prächtiger Schnapszahlmeterhecht von 111 cm, also die Metergrenze locker geknackt, digges Petri...
Es sollte noch ungefähr 2 Stunden dauern, bis auch ich mich endlich entschneidern konnte, plötzlich ging es Schlag auf Schlag. Auf Saltshaker in Mahimahi erhielt ich einen heftigen Biß und kurz darauf konnte ich meinen allerersten Boddenhecht in die Kamera halten, mit 82 cm gar kein schlechter Anfang oder?
Nur kurze Zeit später gleich der nächste Biß direkt am Boot, Übeltäter war dieser Zanderschniepel, der sich den MahiMahi komplett einverleibt hatte...
Hochkonzentriert ging es weiter und nicht einmal 10 Minuten später gab es einen schweren Einschlag in meine Powermesh.
Der Fisch zog ruhig am Grund daher und ich merkte gleich, das ist ein Guter. Als der Fisch das erste Mal am Boot an die Oberfläche kam, war sofort klar, auch mein erster Boddenmeter ist zum Greifen nahe, doch der Fisch gab noch einmal alles und forderte Angler und Gerät. Schließlich konnte Jörg ihn aber sicher keschern, meinen Urschrei konnte man sicherlich bis Rügen hören :lol:
Der Fisch wurde schnell vermessen, das Maßband zeigte 109 cm und damit gleichzeitiger neuer PB
Man was war ich happy, erster Tag überhaupt auf den Bodden, gleich einen Meterhecht gefangen und neuen PB aufgestellt. Selbstverständlich ist das auch hier nicht und es bewahrheitet sich wieder einmal der alte Spruch: Das Glück ist ein Rindvieh und sucht sich seinesgleichen
Nur wenige Würfe später gab es dann als Zugabe noch einen weiteren Zander...
und damit den 4. Fisch innerhalb von einer knappen halben Stunde für mich. Da hatte der MahiMahi seinem Beinamen als Fangsau mal wieder alle Ehre gemacht.
Der Wind nahm nun ständig und beständig zu und es wurde immer ungemütlicher und ruppiger auf dem Wasser, auch die Fische wollten nicht mehr recht mitspielen.
Gegen 15.30 Uhr brachen wir dann das Angeln ab und fuhren zurück. Schnell einen Supermarkt angefahren, etwas eingekauft, in einem Restaurant etwas gegessen und schon gegen 19.00 Uhr fiel ich totmüde ins Bett.
Der nächste Morgen, übrigens mein Geburtstag, begrüßte uns mit einem starken Sturm, der aber bald abflauen sollte.
Gegen 11.00 Uhr liefen wir schließlich aus und fuhren erst einmal wieder die vom Vortag bereits bekannte Kante an.
Nach ca. einer Stunde, Frank hatte bereits gepunktet, kassierte ich einen knallharten Fehlbiss auf einen 15er Kopyto in der Farbe Motoroilglitter.
Mein 9 Kilo-7Strand sah danach aus wie ein Korkenzieher und Jörg mahnte mich an, Vorfachmäßig aufzurüsten. Große Boddenhechte seinen äußerst kampfstark und 20 Kilo Tragkraft wären für die Muttis schon nötig.
Also umgerüstet auf ein 40-LBs Titanvorfach und weiter die Kante angeworfen. Kurz darauf dann der nächste Biss, dessen Verursacher dieser feine 87er Hecht war...
Der Wind ließ nun stetig nach und wir fuhren wieder flacheres Wasser an. Diese Fläche läßt sich laut Jörg nur bei wenig Wind gut beangeln und hatte uns doch gestern schon 2 schöne Meterfische gebracht, also ging es hochmotiviert ans Werk. Dieses Mal kamen nicht nur Gummis, sondern auch Wobbler und co. zum Einsatz.
Es sollte nach dem 87er jedoch geschlagene 4 Stunden dauern, bis ich auf einen 15 cm Fox-Gufi im Barschdesign wieder Fischkontakt erhalten sollte. Nach wiederum heftigem Einschlag in einer Absinkphase nach dem Anjiggen (fast alle Bisse kamen wirklich knallhart) und hartem Drill konnte Jörg meinen Geburtstagsmeterhecht keschern.
Zwar kein neuer PB, aber mit immerhin 103 cm und damit 3 cm über meinem alten Lahn-PB liegend, war das ein echter Grund zur Freude...
Nun schienen sich die Ereignisse vom Vortag zu wiederholen, ich bekam in schneller Folge mehrere Bisse. Zunächst stieg ein mittlerer Hecht ein, der sich aber im Drill verabschiedete. Dann gab es 2 Fehlbisse und kurz darauf kam wieder ein Zander an Board.
Der Wind war mittlerweile komplett eingeschlafen und der Bodden lag vor uns wie ein Brett, dazu schien die Sonne, eine echte Traumkulisse also.
Ich wechselte auf einen 22er Fox-Shad in Farbe Glitterbug. Bei dem ziemlich klaren Wasser und der immer noch scheinenden Sonne schien mir der doch eher dunkle Köder mit seinem reflektierenden Mittelstreifen der rechte Köder zu sein.
Schnell war der Köder mit einem System aus 2 2/0er Drillingen am 12,7 Kilo tragenden 7Strand montiert und klatschte aufs Wasser. Es sollte nur wenige Würfe dauern, als ich einen Hammerbiss bekam, bei dem die Powermesh nach dem Anschlag zum Halbkreis gebogen stand. Nach 2-3 Sekunden Stillstand ging ein mächtig heißer Tanz los, Jörg verkündete sofort nach einem Blick auf meine Rute Großhechtalarm. Der Hecht schlug so heftig am Grund, dass es mir die Rute mehrfach fast bis auf das Wasser herunter riss. So etwas hatte ich von einem Hecht noch nicht erlebt, aber Waller gibt es hier nun einmal nicht. Der Hecht zog nun bedächtig am Grund entlang und ich konnte ihn langsam aber sicher in Richtung Boot pumpen. Nach ca. 5 Minuten kam er etwa 10 bis 15 Meter seitlich vom Boot an die Oberfläche. Jörg beruhigte mich, der sitzt gut, er schätze die Dame auf mindestens 115 plus, eher aber auf 120 plus x.
Da geschah es plötzlich, dass der Hecht an der Oberfläche das Maul aufriss und seinen mächtigen Schädel immer und immer wieder hin und her schmiss. Urplötzlich war die Schnur schlaff und mit einem riesen Schwall tauchte die große Dame wieder zurück. Ich kurbelte den Köder fassungslos ein und sah dann die Bescherung: Das Stingervorfach war in der Mitte durchgerissen bzw. wie durchgeschniiten.
Ich hätte echt heulen können, aber es half alles nichts. Jörg hatte mich schließlich vorgewarnt, dass 20 Kilo-Vofächer Pflicht sind. Jörg tröstete mich, so gut es ging, da half alles Jammern nicht weiter.
Nach weiterem Umsetzen konnte Jörg dann auf Wobbler einen wunderbar gezeichneten 92er auf Wobbler fangen und die Sonne ging unaufhaltsam unter.
Ich rüstete für die letzten Würfe noch einmal auf Mahimahi um und bekam wirklich mit quasi dem letzten Wurf noch einen Biß. Als kleine Entschädigung für den Verlust der Oma und als abschließendes Geburtstagsgeschenk durfte ich diesen 98er Prachthecht im letzten Abendrot in die Kamera halten, ein wirklich endgeiles Bild...
So war auch der 2. Tag schnell zu Ende und wurde mit einem guten Essen und ein paar Bierchen abgerundet. Ein wenig wehmütig dachte ich aber schon noch an den Verlust der Hechtoma zurück.
Für die Nacht war ein Wetterwechsel hervorgesagt und der kam auch wirklich mit Macht. Der Wind drehte und kam eiskalt mit Stärken zwischen 5 und 6 aus Richtung Ost.
Wir hatten für die nächsten 2 Tage Andreas, den Neffen von Jörg, mit seinem neuen Boot als Guide, aber der 3. Tag ist schnell erzählt.
Andreas gab sich wirklich alle Mühe, aber bei dem Wind hatte es den Hechten komplett den Hunger verschlagen. Wir kämpften mit hohen Wellen, Böen bis Windstärke 7, starker Strömung, die weder den Anker halten ließ, geschweige denn mit 30-Gramm-Jigs Grundkontakt halten und fuhren schließlich gegen 16.30 fast als Schneider zurück in den Hafen nach Barhöft. Lediglich Andreas hatte 2 kleinere Hechte fangen können, ich hatte den ganzen Tag nicht mal einen Anfasser und Frank nur einen spektakulären Fehlbiss kurz vor dem Boot, bei dem ihm der Hecht die Hauptschnur mit kappte.
Am nächsten Tag war der Wind aber wieder eingeschlafen und bei fast gänzlicher Windstille ging es den letzten Angeltag hinauf aufs Wasser.
Wir hofften inständig, das es den Hechten nicht das Maul vernagelt hatte und klopften verschiedene Spots gewissenhaft ab.
Stefan, der heute als 3. Angler mit auf dem Boot war, konnte schließlich nach ca. 1,5 Stunden auf einen großen Blinker einen Anfang 70er fangen, was uns dann doch etwas Mut machte.
Gegen 12.00 Uhr, wir hatten wieder vor der schon genannten Kante geankert, pflückte sich endlich dieser 94er Hecht meinen, eben diese Kante herunter trudelnden MahiMahi.
An einer etwa 3 Meter tiefen Stelle vor einer Schilfwand wollte ich dann mal einen neuen sinkenden Zam-Wobbler mit blauem Rücken und verchromtem Bauch testen. Der erste Wurf, ich twitchte den Wobbler ans Boot heran, schoss plötzlich wie aus heiterem Hímmel dieser extrem gelb gefärbte Hecht auf den Zam und konnte nach Drill an kurzer Schnur schnell gelandet werden. Einen Hecht mit solcher Gelbfärbung hatte ich noch nie zuvor gesehen, ob das damit zusammen hängt, das der Fisch, wie auf dem Bild zu sehen, auf einem Auge blínd war?
Etwas später befischten wir dann eine tiefe Rinne und als Köder entschied ich mich für einen Saltshaker in der Farbe BlackIce, die der Farbe des Zam doch ziemlich nahe kam. Am 30-Gramm-Jig flog der Köder weit hinaus und nach wenigen Würfen bekam ich tatsächlich einen kräftigen Biss auf den Gummi, den ich aber leider nicht verwerten konnte.
Frank erwischte kurz darauf auf einen ähnlich farbenen Kopyto einen ca. 80er, die Hechte wurden anscheinend aktiv und auch die fängigen Farben standen nun fest. Nach dem nächsten Umsetzen des Bootes erhielt ich den nächsten Biss auf volle Distanz, Verursacher war ein etwa 80er Hecht, der sich aber direkt an der Boardwand des Hakens entledigte.
Zu guter Letzt fing ich nach einem weiteren Stellenwechsel noch diesen 80er auf den BlackIce und dann hieß es auch schon Abschied nehmen von den Bodden.
Hinter uns lagen 4 geile Angeltage mit vielen Höhen, aber auch Tiefen. Es hat einen riesen Spass gemacht und Jörg und Andreas haben wirklich alles gegeben, uns an den Fisch zu bringen. Fangen muss man ihn aber ganz alleine, jeder Fisch will hart erarbeitet sein und Fehler werden sofort gnadenlos bestraft.
Man muß wirklich sehr konzentriert fischen, auch wenn sich lange Zeit nichts getan hat, denn schnell hat man den vielleicht einzigen Biss des Tages oder gar den Traumfisch vergeigt. Auch kann jederzeit das Wetter umschlagen und das Angeln unmöglich machen oder den Fischen das Maul vernageln, damit muss man immer rechnen.
Vielen Dank nochmals an Jörg und Andreas, ihr könnt euch sicher sein, ich komme wieder... [/align]