13:00 Uhr, das war erst der Anfang der Fahnenstange. Okuma parkte das Boot direkt neben einem Honigtopf. Der absolute Wahnsinn begann.
Erste 10 Würfe, 10 Fische. Okuma und ich kamen aus dem Lachen nicht mehr heraus und auch er wirkte etwas verwundert. Ich fragte ihn, ob das normal sei. Er sagte, dass es vor längerer Zeit schon mal so funktionierte bei einem Gast.
Wir spaßten, ob ich 25/25 erreichen könnte, nachdem auch Wurf 15, 16 und 17 einen Bass brachten.
Ja, konnte ich! Petrus hielt auch in Japan die Hand über mich. Es hörte nicht auf. Wir lachten nur noch über diesen Wahnsinn, da uns die Worte fehlten.
50 Würfe, 50 Fische war das nächste utopische und vollkommen vermessene Ziel. Ich würde es kaum glauben, wenn ich nicht dabei gewesen wäre, denn auch dies klappte! Seit einer Ewigkeit fielen nur noch Phrasen à la „Yes, another one!“ und „Unbelievable“.
Der 75ste Wurf war der erste Wurf, ohne dass ein Fisch den Köder attackierte. Somit standen an diesem Spot 75 Würfe und 70 Bass auf meinem imaginären Fishclicker. Darunter sogar einmal Double Trouble. Zwei Bass auf einem Köder. Jackpot.
14:00 Uhr, ich war total auf Petri-Droge. Okuma setzte das Boot um, um nochmal gezielt auf die ganz großen Attacke zu machen. Bis dahin gab es Bass zwischen 20-35cm. Alles mit dem Megabass OneTen.
Weightless Worm mit Offset Hook auf Fluoro Hauptschnur sollte Erfolg bringen. Okuma sagte: „Be prepared, this is the most boring technique ever“. Ich verstand, was er meinte, als er mir vorführte wie er diesen Köder angelt. Er warf aus, ich sah am Schnurbogen, dass der Köder in 6m Tiefe nach einigen Sekunden aufkam. Dann passierte nichts mehr. Gar nichts mehr. Okuma stand einfach nur da mit der Rute in der Hand.
„What now?“ fragte ich. Er sagte nur „We wait“. „For what?“ wollte ich wissen. „Wait until Fluoro is completely on the ground. It takes about 3 minutes.“
Das kannte ich bisher nicht. Interessant. Aber so logisch, wenn man möglichst unauffällig auf die ganzen großen, clevereren Bass abzielt.
Jemanden der schon in den USA Bassmaster geangelt und Preisgeld gewonnen hat, glaube ich jedes Wort. Und so stand ich da für 30min, machte gefühlt 5 Würfe und zupfte, nachdem alles nach ca. drei Minuten auf dem Grund lag, jede 20-30 Sekunden den Wurm für maximal 10cm weiter über den Grund. Leider ohne Erfolg und wirklich genau so langweilig, wie Okuma es zuvor ankündigte.
14:30 Uhr, wir fuhren die ~30km zum Hafen zurück, um dort noch einen Spot zu probieren.
15:00 Uhr, letzter Spot. Offensichtlich trüber als die Spots bisher. Ungewöhnlich trüb laut Okuma. Ihm gefiel es nicht. Das hatte er so nicht erwartet. Es trieb überall Kraut auf der Oberfläche. Wir versuchten es trotzdem mit Powerfishing auf Twichtbait und fahrendem Boot. Okuma angelte das erste Mal wirklich mit, statt nur Köder anzutesten. Für mich gibt’s noch 13 weitere Bass im gewohnten Kaliber bis maximal 35cm.
15:30 Uhr, Feierabend. Zumindest Angelfeierabend.
Ich hatte an diesem Tag meinen ersten und meinen hundertvierundzwanzigsten(!) Bass gefangen. Ich konnte es noch gar nicht realisieren was an diesem Tag passiert war. Zwar blieb der große Fang aus, aber für das erste Mal Bass angeln war es weitaus mehr als nur zufriedenstellend. Ich war überglücklich.
16:00 Uhr, Okuma hatte mich im Laufe des Tages gefragt, ob ich schon in einem japanischen Tackle Shop war. War ich bis dato nicht. Der Zeitplan der Rundreise lies es bisher nicht zu. Somit bot er mir an, einen Shop anzufahren nachdem das Boot wieder aus dem Wasser war. Kann man da nein sagen?! Tackleaffe grinste. Portemonnaie weinte.
16:30 Uhr, waren wir im Tackle Shop angekommen. Ich halte mich kurz: Es war ein Paradies. So einen großen Store kannte ich bisher nicht, obwohl ich bei Hermanns Angelhütte in Ibbenbüren schon stets das Gefühl habe im Schlaraffenland zu sein.
Ich hätte noch Stunden stöbern können, wollte Okumas geschenkte Zeit aber nicht zu sehr überreizen, da wir auch noch durch die Rush Hour zurück nach Kyoto mussten, und er den ganzen Weg auch wieder zurück fahren musste, da er nahe der Marina wohnt. Er sagte zwar stets dass es kein Problem sei und wir Zeit haben, ich denke aber dass es die japanische Höflichkeit war, die ich nicht überstrapazieren wollte.
Somit gab es für mich kurzerhand Schnüre, ein paar Köder, Boxen, Baitcast-Rollencover und eine Shimano Metanium 101 Shallow Edition. Unten ist ein Bild eingefügt.
Der Yen ist aktuell schwach zum Euro, so dass es nach meinem Empfinden recht günstig war.
18:30 Uhr, nun war endgültig Feierabend. Wir hatten uns durch die Rush Hour gekämpft und ich war zurück am Hotel in Kyoto, um meiner Freundin von diesem unglaublichen Tag zu berichten.
Fazit
Das Guiding kostete mich 55.000 Yen, umgerechnet ca. 340€. Ich empfinde es als günstigen Preis in Anbetracht der Dienstleistung, die ich in Form dieses All-in-Exclusive-Guidings erhalten habe. Immerhin hatte Okuma an diesem Tag nur mich als exklusiven Kunden. Er fuhr ca. 140km PKW, über 60km Boot und war somit von 4:30 Uhr – 19:30 Uhr für mich im Einsatz. Das Wichtigste ist aber, dass der Tag unvergesslich war, und somit jeden Cent wert.
Carsten /
@Lurenatic vielen Dank nochmal für die Empfehlung. Ich kann Okuma mit bestem Gewissen weiterempfehlen!
Tackle Shop Ausbeute, umgerechnet ca. 312€.