Max Fischer
Echo-Orakel
- Registriert
- 8. März 2014
- Beiträge
- 215
- Punkte Reaktionen
- 1.071
Erster Akt:
Wer meine letzten Beiträge im Forum verfolgt hat, der weiß, dass ich an einer schwerwiegenden Sucht leide - Abenteuer, eine salzige Briese und den Duft mediterraner Kräuter in der Nase, sind nur einige der Dinge die mich am Shore Jigging faszinieren. Demgemäß ging meine letzte Abenteuerreise wieder ans Mittelmeer mit dem Ziel die berauschende Welt der Salzwasserfische weiter zu erkunden.
Es ist heiß an diesem Nachmittag, ich steige ins Auto mit dem Ziel einen neuen Spot zu erkunden. Ich starte extra etwas früher, was mir auf der einen Seite Zeit verschafft den Spot und seinen exakten zustieg in Ruhe zu entdecken, auf der anderen Seite brennt die Sonne noch ein Bisschen heißer vom Himmel.
Der Fahrtwind kühlt angenehm und lässt mich den dünnen Film aus Schweiß, der meinen ganzen Körper bedekt, als wohltuhend empfinden. Ich verlasse die geteerte Straße und tausche den glatten Belag durch eine staubige und holperige Buckelpiste.
Mit einem dumpfen Kanall ist der Kofferraum geschlossen, ich hole mein GPS-Gerät raus und hiefe mir den Rucksack auf den Rücken. Ich spüre wie die Schweißperlen auf meiner Stirn größer werden und sich die Träger in meine Schultern schneiden. Fuck - angenehm ist was anderes, doch schaffe ich es einfach nicht leichter zu packen! Kameraausrüstung, Stativ, Angelsachen, 4 kg Jigs und nicht zu vergessen 3 x 1,5 l Wasser wollen alle den Spot erreichen.
Das pipen des GPS Geräts verrät mir, dass die exakte Position gefunden wurde und ich peile den Weg zum Spot - querfeldein.
Nach hinten raus habe ich Luft, mit ruhigen und konzentrierten Schritten bewege ich mich meinem Ziel entgegen, ohne Stress, denn genau jetzt macht sich der zeitige Aufbruch bezahlt. Auf dem Satelietenbild war nicht zu erkennen wo genau man stehen und fischen kann. Hektik ist in so einem Gelände nicht nur eine Gefahr für die Ausrüstung, sondern auch ganz real für die eigene Gesundheit.
Die untergehende Sonne beginnt den Himmel in ein unglaubliches warmes Licht zu tauchen. Der Nachmittag war von Seiten der Frequenz betrachtet eher mau, wennauch der Spot mir gut gefiel. Als Angler setzt man sich ja häufig mit dem WARUM und WIESO auseinander - meistens nicht in den Momenten wenn es läuft, sondern eher in den Momenten, wenn das Wasser einem so gar nicht lebhaft erscheint. Natürlich spielte ich auch das WARUM&WIESO-Spiel und identifizierte die Bedingungen als Miesepeter. Das Meer war glatt wie ein Spiegel, ohne Brandung und auch der sonst so kräftige Wind hatte heute mal frei!
Ich denke an heimfahren, eine Dusche und ein leckeres Abendessen in einem der vielen kleinen Lokale. 3 Stunden non-stop Werfen mit dem Heavy-Shore-Jigging-Tackle sind schon eine Bürde die man bereit sein muss zu tragen. Dazu noch alleine mit sich selbst und dem WARUM&WIESO-Spiel machen die Zeit nicht nur zum Genuss.
Meine Frau ist es letztendlich!!! die mich telefonisch überzeugt noch ein paar Würfe zu machen. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen, mit dem Wissen, das sie immer einen guten Riecher hat.
Die Sonne hat sich mittlerweile deutlich dem Horizont genehrt und ist onrange-rot. Das Licht ist schon ganz leicht dämmerig - die Amberjack-Hour hat längst begonnen. Ich wechsel noch einmal den Jig mit dem Wissen, dass vor allem die richtig Großen Amberjack - ich spreche hier von Fischen jenseits der 10 kg - gerne zu später Stunde jagen.
Wurf 1... nichts, Wurf 2... nichts, Wurf 3 nichts..., Wurf 4 meine Jig Singt und ich lasse die Schnur durch die Finger gleiten. Nach ca. 10 m bleibt sie stehen - verwundert schließe ich den Bügel. Schnell hintereinander jigge ich den Köder - einmal, zweimal, dreimal und lasse ihn dabei in der Wassersäule aufsteigen.
Der Biss kommt schnell wie ein Güterzug auf der durchfahrt - BOOM. Ich versuche den Fisch anzuschlagen, bekomme die Rute aber kaum hoch - fuck... mir wird sofort klar, dass das was richtig großes ist.
Adrenalin schießt mir in den Körper, überdosiert fange ich an zu zittern. Da ist er der Monster-Amberjack!
Eine Sekunde später schießt mir die Schnur von der Rolle. Mir wird klar, was sich meinen Jig geschappt - ein TUNFISCH! Ich fange heftig an zu schwitzen, mein Puls ist jenseits des messbaren Bereiches und auch mein Athem geht schwehr. Der Fisch rast davon, mit Mühe schaffe ich es und Stelle die Rute in meine Hüfte und versuche klarzukommen.
Wie ein lustiges Kinderspiel sieht es aus, als sich die bunten Farben meiner Multicolour-Schnur verabschieden und kurz bin ich von dem Farbenspiel geflashed. Mit ein paar wenige Klicks drehe ich meine Bremse zu und lasse ihn laufen.
Plötzlich stoppt der Fisch!
Einen Moment ist es still - wir stehen uns ein paar Sekunden gegenüber ohne das etwas passiert. Innerlich warte ich darauf, dass der Fisch zum zweiten Run ansetzt und sich verabschieded. Die Rute ist bis zum Anschlag gebogen, der Fisch steht wie ein Koloss im Backbone.
Der zweite Run kommt nicht. Ich denke mir - OK, wenn du nicht willst, dann halt ich... und fange an zu pumpen.
Meter um Meter erkämpfe ich mir die Schnur zurück. Der Schweiß läuft mir in Strömen das Gesicht runter, mein Adrenalinspiegel ist weit auserhalb der Norm und mein Körper am zittern.
Zwei Gedanken Schießen mir in den Kopf.
1. Beruhig dich!
2. Wenn du denn Kampf gewinnen solltest, dann nur über die Zeit!
Mehr kommt im zweiten Akt.
Disclamer:
Nicht alle Bilder sind von dieser Tour, sondern zur Verdeutlichung dem Text beigefügt.
Tight Lines Max
YT - Shore Jigging Diaries
Zuletzt bearbeitet: